Full text: Leitfaden der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen (Teil 2)

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Zeitalter Friedrichs des Großen 1740—1789. 
166. Friedrichs Regententhätigkeit in Brandenburg-Preußen. 
1. Indessen auch seine Stammlande waren durch die lange Kriegszeit 
arg mitgenommen. Es fehlte an Saatkorn, Pferden, Geld und Menschen. 
Jenes wurde von Friedrich verteilt; die Ansiedler wurden aus der Pfalz, 
Württemberg, Mecklenburg, Schwedisch - Äorpommern herbeigezogen und 
erhielten auf den königlichen Domänen oder auf dem durch Kanalisation 
„im Frieden eroberten" Oder-, Netze- und Warthebruch Wohnsitze. Diese 
Bauernschaften waren frei (S. 155); allgemein vermochte er nicht die 
Leibeigenschaft zu beseitigen, aber an den „Banernplackern" übte er 
strenges Gericht. Durch seine Fürsorge bürgerte sich von neuen Boden¬ 
erzeugnissen bald diejBßitoftel ein, die, schon seit zwei Jahrhunderten in 
Europa bekannt (S. 109), in Preußen anfangs mit so großem Mi߬ 
trauen aufgenommen wurde, daß Gendarmen nachts die Kartoffelfelder 
bewachen mußten; der Anbau der Maulbeerbäume aber, der der Zucht 
der Seidenraupe dienen sollte, wurde wieder aufgegeben, sobald sich der 
König von seiner Nutzlosigkeit überzeugt hatte. 
2. In noch höherem Maße sorgte er für Industrie und Handel. 
Sein Grundsatz war wie bei seinem Vater, daß jeder Thaler, der aus 
dem Lande ginge, ein unermeßlicher Schade sei (S. 156). Es ent¬ 
standen daher zahlreiche neue Woll- und Flachsspinnereien und -Webereien, 
Eisen- und Stahlfabriken, Zuckerraffinerien, Porzellanfabriken und 
vorübergehend sogar Seiden- und Sammetindustrien, für welche die 
Sachverständigen von auswärts herbeigezogen wurden. Für den Binnen¬ 
handel schuf er kürzere und billigere Wege durch Anlegung des 
Bromberger, Finowschen und Plaueschen Kanals. Um den darnieder¬ 
liegenden auswärtigen Handel zu heben, ging er selbst den Privatleuten 
mit gutem Beispiel voran. Er gründete die bis heute bestehende „See- 
handluug", eine Handelsanstalt, die im Namen und für Rechnung des 
Staates nach auswärts Handel trieb. Ja, um Privatleute in jenen geld¬ 
armen Zeiten in stand zu setzen, Kapital für die Anlage von größeren 
Betrieben und sonstige Handelszwecke zu leihen, ohne dabei Wucherern 
in die Hände zu fallen, gründete er die erste Staatsbank in Preußen, 
die „Preußische Bank". Daß er es für die Pflicht des Herrschers hielt, 
sich um alle Angelegenheiten der von ihm regierten Unterthanen zu 
kümmern, bethätigte er so in hervorragendem Maße. Den Verkauf 
von Ttzbak^KaZee^ und Salz entzog er vollkommen den Händen der 
Kaufleute und gab vielmehr dem Staate das alleinige Recht dazu 
(„Staatsmonopol"). Dadurch verschaffte er ihm zugleich namentlich aus 
dem Kaffee, den er für schädlich hielt, nicht eben zur Freude des 
Volkes* große Einnahmen. 
* So sah der König einst in Berlin ein Plakat angeklebt, auf dem er selbst 
als Kaffee mahlender Geizhals abgebildet war. Er befahl, das Plakat niedriger zu 
hängen, „damit sie den Hals nicht dabei zu recken brauchten".
	        
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