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Deutsche Geschichte.
Marbod. mannen, Märbod, in Böjoheim, dem heutigen Böhmen, plante er
einen Angriff, der aber nicht zur Ausführung kam.
§ 5. Die Befreiung Germaniens durch Arminius. Während Marbod
seine Unabhängigkeit wahrte, nahm das westliche Norddeutschland mehr und
mehr das Aussehen einer römischen Provinz an. Die römischen Legionen
hatten ihre Standquartiere in Westfalen und den Wesergegenden, Wege
wurden für sie gebahnt, die germanischen Häuptlinge drängten sich dienst-
bereit zu dem Zelt des römischen Statthalters, und viele edle Jünglinge
traten auch in das römische Heer ein. Mit besonderer Willkür verfuhr
Varus. der Statthalter Quinctilius Varus, ein herrischer und rücksichts-
loser, aber wenig umsichtiger Mann, der früher die Provinz Syrien ver-
waltet hatte und bei den an Knechtschaft gewöhnten Orientalen nie auf
Widerstand gestoßen war. Ähnlich glaubte er in Germanien schalten zu
können; er legte Steuern auf, und, was noch mehr erbitterte, er hielt
unter Mißachtung der germanischen Rechtsbräuche nach römischer Sitte
Gericht ab und ließ die Verurteilten stäupen und hinrichten. Da entstand
Arminws. eine Verschwörung, an deren Spitze der junge Cheruskerfürst Arminius
trat. Auch er hatte in römischen Diensten gestanden, war durch Ver-*
leihung der Ritterwürde ausgezeichnet worden und hatte die römische
Kriegskunst kennen gelernt. Er war ebenso kühn wie verschlagen, von
glühender Liebe zur Freiheit und zur Heimat erfüllt, dazu ein Mann,
der anzuordnen und zu herrschen verstand. Varus wußte er so in Sicher-
heit zu wiegen, daß er die Warnungen des Segestes, eines anderen
Cheruskerhäuptlings, in den Wind schlug; dieser war mit Arminius ver-
feindet, weil er seine Tochter Thusnelda wider seinen Willen entführt
und zu seiner Gattin gemacht hatte.
Im Herbst des Jahres 9 n. Chr. verließ Varus mit seinen drei
Legionen sein Sommerlager, das sich wohl an der Weser in der Gegend
von Minden befand, um einen germanischen Stamm, der sich im Ein-
vernehmen mit Arminius erhoben hatte, zur Unterwerfung zu zwingen.
Da ward er bei regnerischem und stürmischem Wetter in mooriger Ge-
DieSchlacht birgsgegend des Teutoburger Waldes von den Germanen mit furcht-
tmßär°= barer Gewalt überfallen und sein Heer in mehrtägigem Kampfe ver-
s? Chr. nichtet. Er selbst gab sich verzweifelt den Tod, viele Gefangene wurden
den germanischen Göttern geopfert, nur wenige entkamen; die Legions-
adler fielen in die Hand der Feinde. Bis zum Rheine wurde Germanien
befreit; Augustus, der im Schmerze beim Empfang der Trauerkunde
ausgerufen haben soll: „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder!",