§ 51. Das Frankenreich unter den Hausmeiern und König Pippin. 27
Missionsgebiet anweisen. Von Karl Martell und Pippin beschützt,
wirkte er, wenn auch unter vielen Gefahren und Entbehrungen, so doch
mit großem Erfolge in Thüringen und Hessen. Bei Geismar (in
der Nähe von Kassel) fällte er eine dem Donar geweihte Eiche, worauf
viele sich taufen ließen. Wie aus dieser Eiche, so wurden im ganzen
Lande hölzerne Kirchen erbaut. Neben der Kirche erhob sich ge¬
wöhnlich die Wohnung des Geistlichen, um welche Vasallen und
Handwerker ihre Häuser bauten und dadurch den Grund zu einer
künftigen Stadt legten. Im ganzen fränkischen Reiche ordnete Bonifatius
die kirchlichen Verhältnisse und knüpfte die deutschen Bistümer fest an
den päpstlichen Stuhl. Zuletzt war er Erzbischof von Mainz; sein
Lieblingsaufenthalt aber war das von ihm gegründete Kloster Fulda.
Im Greisenalter wurde er auf einer Bekehrungsreise von heidnischen
Friesen erschlagen, 754. Seine Gebeine wurden in Fulda beigesetzt. 754.
Inwiefern hat Bonifatius zur Einigung der deutschen Stämme beigetragen?
Die "Klöster. Das Leben der Einsiedler in Ägypten hatte im
4. Jahrhundert durch Antonius und seinen Schüler Pachomius eine
festere Gestaltung gewonnen, indem sie die Mönche (= Einsiedler)
und Nonnen in Klöster (= abgeschlossene Gebäude) vereinigten, denen
ein Abt (Abbas = Vater) vorstand. Im Abendlande wurde die Regel,
die Benedikt von Nursia 529 dem von ihm gegründeten Kloster 529.
Monte Eassino in Campanien gab, allgemein angenommen. In Deutsch-
land entstanden mit der Einführung des Christentums im 7. und 8. Jahr-
hundert zahlreiche Klöster. Zu den berühmtesten gehören St. Gallen
(Fig. 80), Reichenau und Fulda. — Fromme Angelsächsinnen gründeten
zur Zeit Winfrieds Nonnenklöster, die ebenfalls der Benediktiner-
reget unterstellt wurden.
Beten und Arbeiten war der Lebensinhalt der Mönche und
Nonnen. Schon die Sorge für den Lebensunterhalt gab den Mönchen
Beschäftigung genug. Sie verwandelten wüste Strecken in fruchtbare
Felder und Gärten, betrieben mancherlei Handwerke und zeigten
dadurch den Segen emsiger Arbeit. In der inneren Klosterschule
wurden die zukünftigen Mönche oder Nonnen, in der äußeren andere
Knaben und Mädchen aus der Umgegend unterrichtet. Die Bibliothek
enthielt geistliche und weltliche Bücher, zum Teil in kostbaren Ein-
bänden, und um die Sammlung zu vermehren, arbeitete der Abschreiber
in seiner Zelle mit unermüdlicher Ausdauer und Sorgfalt (bergt.
Ng. 79, Nr. 4 und 5). Dieser Thätigkeit verdanken wir die Erhaltung
der Geistesschätze aus dem klassischen Altertum. Auch die Nonnen
beschäftigten sich außer mit feinen Handarbeiten mit dem Studium