Full text: Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen (Teil 2)

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Die Schülerinnen und Nachfolgerinnen der heiligen Odilia traten 
in ihre Fußstapfen und übten Gebet und Krankenpflege; aber auch die 
Wissenschaften blieben ihnen nicht fremd. Herrlich blühte das Kloster 
Hohenburg besonders im 12. Jahrhundert. Damals beteten, lehrten 
und dichteten auf dem heiligen Berge die ernste Relindis, die gelehrte 
und gottesfürchtige Edelinda, die begeisterte Herrad von Landsberg. 
Letztere dichtete lateinische Gesänge und verfaßte ein Buch: Hortus 
deliciarum, zu deutsch „Wonnegarten“, das sie mit zahlreichen Farbe— 
zeichnungen ausschmückte. 
Das Kloster Hohenburg sah viele hohe Gäste. Kaiser Friedrich 
Barbarossa pilgerte mehrmals hinauf, um mit der Äbtissin Herrad 
sich zu unterhalten. Oft verweilten dort andere Glieder der Hohen— 
staufen; auch Richard Löwenherz pilgerte zum Grabe der heiligen 
Odilia. 
Die Familie der heiligen Odilia besteht noch jetzt nach 11 Jahr— 
hunderten. Auf sie führen das fürstliche Haus der Zähringer, das 
fürstliche Haus von Hessen⸗-Darmstadt und das österreichische Regenten— 
haus ihren Stammbaum zurück. Mächtige Könige und Kaiser, große 
Krieger, berühmte Kirchenfürsten sind aus derselben hervorgegangen. 
Odilia aber ist durch ihren heiligen Lebenswandel die schönste 
Zierde der Familie geworden. Als Attich seine arme, blinde Odilia 
verstieß, sah er nicht voraus, daß diese Gottgeweihte Hohenburg 
ihren Namen geben und nach zwölfhundert Jahren noch mit den 
Worten verherrlicht werden würde: .O heilige Odilia, bitte für uns!“ 
Nach Gerber. 
6. Karl der Grosie. 
1. Karls des Großen Regierung. 
Karl der Große war einer von den gewaltigen Männern, wie 
sie unser Herrgott von Zeit zu Zeit in die Welt schickt, wenn große 
Dinge vollbracht werden sollen. Sechsundvierzig Jahre hat er regiert 
und hat in der Zeit geschafft, was ein anderer nicht in hundert 
Jahren fertig brächte. Von den sechsundvierzig Jahren war nur eines 
ein Friedensjahr; sonst war immer Krieg. Dreißig Jahre dauerte 
allein der Krieg mit den Sachsen. Die wohnten aber nicht in dem 
Lande, welches heutzutage das Königreich Sachsen heißt und die 
schöne Stadi Dresden am Elbstrom zur Hauptstadt hat, sondern 
herwärts der Elbe, an der Weser bis gegen die holländische Grenze 
hin. Diese Sachsen waren grimmige Heiden. Mit ihnen gab es allerlei 
Händel und schließlich den langen, blutigen Krieg. Wie oft auch die 
Leseb. f. lath. Oberkl. 
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