Full text: Leitfaden der Bayerischen Geschichte für höhere Lehranstalten

Die ersten lvittelsbacher. Äußere Politik. ' 25 
länger als die Literatur trägt die bildende Kunst in Bayern 
durchaus kirchlichen Charakter. Die Baukunst der Mönche schuf zahlreiche 
Kirchen romanischen Stiles und Denkmäler dieser Architektur sind in und 
um Regensburg, Freising, Reichenhall und anderwärts erhalten. Die 
italienischen Vorbilder wirkten z. T. lange fort und nur allmählich ver- 
mochte sich im 13. Jahrhundert die gotische Bauweise durchzusetzen. Die 
Plastik wagte sich unter dem Einfluß mancher Vorurteile anfänglich nur 
schüchtern hervor. Man fertigte vorzugsweise, z. B. im Kloster St. Emmeram, 
Elfenbeinschnitzereien, Kreuze und ähnliche kleinere arbeiten; erst nach und 
nach gelang die Darstellung des menschlichen Körpers, wie sie die großen 
Kruzifixe erforderten. Eine reiche Ausschmückung erfuhren namentlich die 
Kirchenportale. Die Malerei leistete vortreffliches im Buchschmuck; mit 
besonders kostbaren Handschriften wurde Bamberg von Kaiser Heinrich II. 
beschenkt. Nächst Regensburg ist das Kloster Tegernsee zu nennen, dessen 
Kirche bereits am Husgang des 10. Jahrhunderts mit (Blasmalereien 
geziert war. 
IV. 
$opn unter öem Saufe Mttelskag bis 1508. 
JO* Die ersten Lvittelsbacher. Äustere Politik. 
Die wittelsbacher werden auf das alte Geschlecht der huosier und auf die Luit- 
poldinger zurückgeführt. Sie nannten sich früher nach der Burg Scheyern- erst 1115 
begegnet uns der Name Wittenbach (Witelinespach). Wenige Jahre später, unter 
Kaiser Heinrich V., erscheint die Familie im Besitze der bayerischen Pfalzgrafschaft. Sie 
war reich begütert und besaß insbesondere die Grafschaften Scheyern-Wittelsbach und 
TDartenberg. 
©tto I., bei seinem Regierungsantritte schon in vorgerückten Jahren, 
hatte sich stets als treuer Hnhänger Friedrich Barbarossas gezeigt. Be¬ 
kannt ist, wie er 1155 durch seine Tapferkeit das kaiserliche Heer auf 
dem Rückmarsch in der Klause von Eeraino rettete, wie er dann auf dem 
Reichstage zu Besan?on heißblütig für den Kaiser eintrat. Er starb nach 
nur dreijähriger, glücklicher Regierung 1183. Weniger charakterfest war 
sein Sohn Ludwig 1. (1183—1231), später „der Kelheimer" genannt. 
Zunächst trat er zwar in die Fußtapfen seines Vorgängers und hielt fest 
an den Staufen und ihrer Politik; als jedoch König Philipp in Bamberg 
von Ludwigs Detter, dem Pfalzgrafen ©tto, aus privaten Gründen er-
	        
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