§ 15. Alexander der Große, 336 — 323. 51
erwies, trotzdem es ihnen eines freien Mannes durchaus unwürdig
dünkte, den bevorzugte und belohnte er auffällig. Das erregte bei
vielen großen Unwillen, und es bildeten sich wiederholt Verschwörungen,
um deren eine sogar vornehme Offiziere wußten, die er hinrichten lassen
mußte, ohne bei der Gefahr der Sache schwere Gewalttat vermeiden zu
können. Und bei einem Gastmahl vergaß er sich in seiner Heftigkeit so
weit, daß er den Klitns, seinen Lebensretter, der ihn durch bittere
Worte heftig gereizt, durch Wein und Wut übermannt, niederstach.
Durch neue kriegerische Großtaten wollte er den Maeedoniern neue Der Zug
Begeisterung für ihren König einflößen, wollte er sie gewöhnen, im
Verein mit den barbarischen Truppen zu kämpfen und zu siegen, wollte
er bis zur Grenze der bewohnten Welt sein Reich ausdehnen. So
begann Alexander (327) den Zug nach Indien, dem geheimnisvollen
Wunderlande, über welches unzählige Fabeln bei den Griechen verbreitet
waren. Am Hydaspes stritt er in harter Schlacht gegen den tapferen
König Porns und seine Kriegselefanten. In dem Besiegten, den er
„königlich" behandelte, gewann er einen tatkräftigen Freund, mit dessen
Hilfe er das „Fünfstromland" unterwarf. Am Hyphasis aber, als er
auch noch in die Gangesländer hinüberzuziehen vorhatte, verweigerte
das Heer ihm den Weitermarsch. Seine besten Truppen waren seit
acht Jahren unterwegs; sie wollten nicht ohne Ziel und Ende immer
neuen Anstrengungen und Kämpfen in unbekannten Ländern entgegen-
gehen. Es war Alexander unmöglich, sie vorwärts zu bringen. So
mußte er, vom eigenen Heere besiegt, umkehren. Zwölf mächtige, turm¬
ähnliche Altäre, den siegspendenden Göttern zum Danke errichtet,
bezeichneten den Endpunkt der großen Heerfahrt.
Aber auch den Rückweg noch wußte Alexander zu neuen Eroberungen Alexanders
und Entdeckungen zu nutzen. Indem er das Heer teils zu Lande, teils Se
zu Schiff den Indus hinabführte, unterwarf er das ganze Uferland,
und indem er von der Mündung aus seinen Admiral Nearchus mit der
Flotte nach Snsa heimsandte, hat er den Seeweg nach Indien aufs neue
(vgl. S. 24) entdecken lassen. Er selbst kehrte auf noch gefährlicherem Wege
durch die wasserarmen und glühend heißen Einöden der Gedrosischen Wüste
unter unsäglichen Beschwerden und Menschenverlusten nach Persepolis
zurück und nahm alsbald die Neuordnung seines Reiches eifrig in die
Hand. Nicht bloß eingerissene Unordnungen und Empörungen galt es zu
beseitigen, die Verschmelzung seiner europäischen und asiatischen Unter-
tanen mußte er weiter zu fördern suchen. Von ihm aufs reichste aus-
gestattet, heirateten 10000 Maeedonier und selbst höchste Offiziere
persische Frauen, und er selbst nahm eine Tochter des Darms zum