dem Ansehen nach wohlhabenden Mann mit grauen Haaren: „Und
Ihr, Vater Abraham, was sagt Ihr zur jetzigen Zeit? Glaubt Ihr
nicht auch, daß die schweren Abgaben das Land ganz aussaugen
werden?" Vater Abraham stand auf und erwiderte: „Mein guter
Rat steht Euch, und zwar in aller Kürze, zu Diensten; denn ein
Wort ist dem Weisen und Verständigen genug." Die ganze Gesell¬
schaft drang in ihn, er möge sprechen. Man trat in einen Kreis
um ihn, und er fing also an:
„Liebe Freunde und gute Nachbarn! Die Abgaben sind allerdings
etwas schwer; allein wenn wir sonst keine als an die Obrigkeit zu
zahlen hätten, so wollten wir wohl damit fertig werden. Wir haben
aber noch viele andere, die uns weit schwerer fallen. Unsere Faulheit
z. B. nimmt uns zweimal mehr als die Obrigkeit; unsere Eitelkeit
dreimal und unsere Torheit viermal mehr. Von diesen Abgaben kann
uns kein Landesabgeordneter weder ganz noch halb befreien; indes
ist noch nicht alles verloren, wenn wir nur gutem Rate folgen; denn
Gott hilft denen, die sich selbst helfen. Über eine Regierung, die
das Volk den zehnten Teil des Jahres zum Fronen zwänge, würde
jedermann schreien; aber die Faulheit nimmt uns noch weit mehr
ab. Rechnet einmal die Zeit, die ihr im gänzlichen Müßiggänge,
d. h. mit Nichtstun, oder in Zerstreuungen, die eben nicht weiter
führen, zubringt, und ihr werdet finden, daß ich recht habe. Müßig¬
gang ist aller Laster Anfang; er führt Krankheiten herbei und verkürzt
notwendigerweise unser Leben, weil er uns schwächlich macht.
Müßiggang ist ein Rost, der weit mehr angreift als die Arbeit. Der
Schlüssel, den man oft braucht, ist immer blank. Liebst du aber dein
Leben, so verschwende die Zeit nicht; denn sie ist das, woraus
das Leben besteht. Wie viel verlieren wir nicht allein dadurch, daß
wir länger schlafen, als nötig ist, ohne zu bedenken, daß der
schlafende Fuchs kein Huhn fängt, und daß wir im Grabe lange
genug schlafen; verlorene Zeit läßt sich nicht wiederfinden, und
was wir Zeit genug nennen, reicht am Ende selten zu. Wohlan
denn, laßt uns die Hände regen, solange wir noch Kraft haben!
Faulheit macht alles schwer, der Fleiß alles leicht. Wer spät aufsteht,
wird nie fertig; ehe er recht in die Arbeit kommt, ist die Nacht
schon wieder da. Die Trägheit schleicht so langsam, daß die Armut
sie bald einholt. Treibe dein Geschäft, damit dein Geschäft dich
nicht antreibe. Zeitig in das Bett und zeitig aus dem Bett macht