Full text: Sagen und Geschichten aus dem Altertum (Teil 1)

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war von sieben stattlichen Söhnen und ebenso vielen 
blühenden Töchtern. Sie ging sogar so weit, ihren 
Unterthanen, den Thebanern, zu verbieten, dafs sie der 
Lato na, der Mutter des Apollo und der Diana, opferten, 
und verlangte für sich selber göttliche Ehren. „Wagt 
es nicht“, sprach sie, „mir diese armselige Göttin vorzu¬ 
ziehen! Nur zweier Kinder vermag sie sich zu rühmen; 
das ist der siebente Teil meiner stolzen Mutterfreude. 
Fort mit den Opfern, und versucht nicht wieder dies 
thörichte Beginnen!“ Aber diese Schmähung sollte nicht 
ungestraft bleiben. Durch eine Wolke verhüllt eilten 
Apollo und Diana in raschem Fluge nach Theben. Dort 
waren gerade die Söhne der Niobe vor den Thoren der 
Stadt mit fröhlichem Kampfspiel beschäftigt. Den einen 
nach dem ändern rafften des Apollo schnelle Pfeile da¬ 
hin. Der Jammer des Volkes drang zu den Ohren der 
Mutter. Von ihren Töchtern begleitet eilt sie hinaus auf 
das Feld; aber kaum hat sie noch ein Wort der Klage 
gefunden, da ereilt schon ein Pfeil der Diana die älteste 
Tochter der Königin. Und wieder sinkt eine um die 
andere tödlich getroffen darnieder. „Nur die einzige 
lafs mir, nur die jüngste entreifse mir nicht“! klagt 
die unglückliche Mutter. Aber auch diese sinkt tot zu 
ihren Füfsen. Gramvoll sitzt die Jammernde zwischen 
den Leichen ihrer Kinder; ihr Leid macht sie erstarren. 
Sie wird zu Stein, und nichts mehr lebt an ihr als ihre 
Thränen; unaufhörlich rinnen diese aus den marmornen 
Augen hervor.
	        
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