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war von sieben stattlichen Söhnen und ebenso vielen
blühenden Töchtern. Sie ging sogar so weit, ihren
Unterthanen, den Thebanern, zu verbieten, dafs sie der
Lato na, der Mutter des Apollo und der Diana, opferten,
und verlangte für sich selber göttliche Ehren. „Wagt
es nicht“, sprach sie, „mir diese armselige Göttin vorzu¬
ziehen! Nur zweier Kinder vermag sie sich zu rühmen;
das ist der siebente Teil meiner stolzen Mutterfreude.
Fort mit den Opfern, und versucht nicht wieder dies
thörichte Beginnen!“ Aber diese Schmähung sollte nicht
ungestraft bleiben. Durch eine Wolke verhüllt eilten
Apollo und Diana in raschem Fluge nach Theben. Dort
waren gerade die Söhne der Niobe vor den Thoren der
Stadt mit fröhlichem Kampfspiel beschäftigt. Den einen
nach dem ändern rafften des Apollo schnelle Pfeile da¬
hin. Der Jammer des Volkes drang zu den Ohren der
Mutter. Von ihren Töchtern begleitet eilt sie hinaus auf
das Feld; aber kaum hat sie noch ein Wort der Klage
gefunden, da ereilt schon ein Pfeil der Diana die älteste
Tochter der Königin. Und wieder sinkt eine um die
andere tödlich getroffen darnieder. „Nur die einzige
lafs mir, nur die jüngste entreifse mir nicht“! klagt
die unglückliche Mutter. Aber auch diese sinkt tot zu
ihren Füfsen. Gramvoll sitzt die Jammernde zwischen
den Leichen ihrer Kinder; ihr Leid macht sie erstarren.
Sie wird zu Stein, und nichts mehr lebt an ihr als ihre
Thränen; unaufhörlich rinnen diese aus den marmornen
Augen hervor.