9. Solon von Athen,
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vielen kostbaren Lebensregeln, die er gegeben hat, verdient be¬
sonders die hervorgehoben zu werden, welche verbietet, den Toten
Böses nachzureden. „Denn fromm ist es, die Abgeschiedenen
als Heilige zu betrachten, billig, derer zu schonen, die nicht mehr
sind, und die Klugheit erfordert es, Feindschaften nicht ewig dauern
311 lassen."')
Hohes Ansehen erwarb sich Solon ferner durch die Wieder-Die Eroberung
eroberung der 'Insel Salamis, welche den Athenern entrissen 0Dn ©aiamtg.
worden war. Mehrere Versuche, die für den Handel der Stadt
so wichtige Insel wieder zu gewinnen, schlugen fehl, und deshalb
verboten die Athener bei Todesstrafe, das Volk zu neuen Kämpfen
um die Insel aufzufordern. Dieses Verbot konnte jedoch ohne
schweren Schaden für Atheu nicht aufrecht erhalten werden. Da¬
her sann Solon auf einen Ausweg. Er ließ das Gerücht ver-
breiten, daß er wahnsinnig sei, und kam eines Tages auf den
Markt. Hier trug er ein selbstgesertigtes Gedicht vor, das mit
den Worten begann:
„Ans nach Salamis hin zum Kampf um die liebliche Insel!"
und begeisterte dadurch die Athener zu einem neuen Feldzuge,
durch den sie wieder in den Besitz der Insel gelangten.
Als Gesetzgeber milderte Solon die Not der armen Leute @0l0n8 @efe6„
durch eine sehr gerechte Verteilung der Steuerlasten. Je mehr gebung. 594 v.
Einkommen nämlich ein Bürger aus seinem Landgute hatte, desto @t,r'
mehr mußte er auch zu den allgemeinen Staatskosten beitragen,
desto größere Geltung und größeres Ansehen sollte er aber auch
im (Staate haben. So wurden z. B. die neun Archouten aus den
reichsten Bürgern des Staates gewählt
§ 20. Als Solon die Verfassung beendigt hatte, ließ er Krösus und
leine Landsleute schwören, sie hundert Jahre zu halten, nnd ging Solon.
dann auf Reisen. Unterwegs kam er auch zu dem Könige Krösus
von Lydien. Dieser ließ ihm alle seine Schatze zeigen und
fragte ihn hierauf: „Wen hältst du für den glücklichsten Menschen?"
Solon sagte: „Den Tellus." „Wer war das?" entgegnete der
König. Solon antwortete: „Ein Athener; er hatte sehr brave
Kinder, lebte ohne Sorgen und starb nach einem ehrenvollen Leben
einen rühmlichen Tod in einer siegreichen Schlacht." Krösus
ärgerte sich über diese Rede, denn er glaubte, selbst der glücklichste
1) Plutarch, Solon Kap. 21.
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