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Als Vespasianus (69-79) den Tod herannahen fühlte,
sprang er mit den Worten: „Ein Imperator muß stehend sterben!"
vom Lager auf und sank tot um. Er hinterließ das Reich seinem
Sohne Titus (79—81), den das Volk die Liebe und Wonne des
Menschengeschlechts nannte. „Freunde, ich habe einen Tag der-
loren!" sagte er einst, als er an dem Tage noch niemanden eine Wohl-
tat erwiesen hatte; auch behauptete er, von seinem Fürsten dürfte
niemand traurig weggehen. Furchtbare Unglücksereignisse, Pest,
Feuersbrunst, vor allem der Ausbruch des Vesuvs, der die Städte
Stabiä, Herculauum und Pompeji verschüttete (79), gaben
ihm Gelegenheit, seine Wohlthätigkeit im reichsten Maße zu ent-
wickeln. Er baute die nach ihm benannten Thermen (warme
Bader).
Es folgte sein ihm unähnlicher Bruder, Domitianus, ein
vollendeter Despot, der 15 Jahre lang (81-96) die römische
Welt mißhandelte. Er ließ sich „Herr und Gott" nennen. In
einem Kriege gegen die Dacier an der unteren Donau erkaufte er
den Frieden durch Tribut, das erste Beispiel dieser Art in der
Geschichte Roms, feierte aber doch einen Triumph. Er ward auf
Anstiften seiner Gemahlin ermordet.
8 33. Die glücklichste $eit der römischen Kaiser-
herrfchaft. Untergang des Reiches.
Der greise Nerva (96-98) hob wieder das Ansehen des
Senates, sorgte für die Erziehung armer Kinder und machte sich
durch nützliche Gesetze beim Volke beliebt. Er nahm den Spanier
Trajanus (98—117) als Sohn und Mitregenten an. Dnrch
Kraft und Milde. Güte und Bescheidenheit, Einsicht und Gerechtig-
kett erwarb sich dieser die Liebe der römischen Welt und vom
Senate den Beinamen „der Beste". Der Glückwunsch: „Sei glück<
llcher als Augustus und besser als Trajanns!" begrüßte fortan
blL neugewählten Kaiser. Er gab dem Reiche eine freiere Ver¬
fassung, sorgte für Handel und Verkehr und war nach außen auf
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