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Lebensbilder aus der vaterländischen Geschichte
zu Ende ging, erfocht Friedrich zwei glänzende Siege über die
5emde: am 5. November schlug er die Franzosen, die .parfü-
mierten Helden", und die „buntscheckigen" Reichstruppen bei Roßbach und
am 5. Dezember bei Leuthen die Österreicher. Bei Roßbach entschied Sei¬
litz das Schicksal des Tages, die Schlacht bei Leuthen mar Friedrichs Meister¬
werk: hier siegte der König mit der Potsdamer Vachtparade (30000 Wann)
über 80000 Österreicher und brachte Schlesien wieder in feinen Besitz
uÜSdS 1758 schlug Friedrich am 25. August bei Zorndorf in dreizehn-
jähre stundlger Schlacht die fast doppelt so starken Russen, die eiligst den Rückzug
hinter die Weichsel antraten, fluch diesen Sieg hatte der König dem
General SeyMitz zu danken. Friedrich eilte darauf dem in Sachsen hart
bedrängten Prinzen Heinrich zu Hilfe, wurde aber am 14. Oktober infolge
allzu großer Sorglosigkeit bei Hochkirch, unweit Bautzen, von Daun über¬
fallen und geschlagen, Am 12. August 1759 erlag er der Übermacht der
vereinigten (Österreicher und Russen bei Kunersdorf in der Nähe von
Frankfurt a. ©., trotzdem er „allezeit vorn war" und die Soldaten, eine
Fahne ergreifend, mit den Worten anfeuerte: „Kinder, verlaßt mich nicht,
wer ein braver Soldat ist, der folge mir!" Zwei Pferde wurden ihm
unter dem Leibe getötet, und er selber, dessen Kleider von mehreren Kugeln
durchbohrt waren, entging dem todbringenden Geschoß nur dadurch, daß
die Flintenkugeln an einem goldenen Täschchen abprallten, das er bei
[ich trug. Friedrich suchte den Tod. Als einer der letzten blieb er auf
dem Schlachtfelde und rief verzweifelt aus: „Kann mich denn keine ver¬
wünschte Kugel treffen?" Schon sprengten Kosaken heran, und Friedrich
wäre gefangengenommen worden, wenn nicht der Rittmeister prittwitz
mit einem Fähnlein Leibhusaren im Augenblick der höchsten Not den
König herausgehauen hätte. In völliger Auflösung flutete das geschlagene
preußische Heer zur Oder zurück, wo Friedrich in dem Fährhause eines
Dörfchens Unterkunft fand, von hier aus sandte der König noch am Abend
des Unglückstages einen Bericht an den Minister von Finckenstein in
Berlin, der mit den erschütternden Worten schließt: „Alles flieht, und
ich bin nicht mehr Herr meiner Leute. Man wird gut tun, in Berlin auf
seine Sicherheit zu denken. Dies ist eine furchtbare Niederlage, ich werde
sie nicht mehr überleben. Die Folgen der Schlacht werden schlimmer sein
als die Schlacht selbst,- ich habe keine Hilfsquellen mehr und, wahr zu
sprechen, ich halte alles verloren. Ich werde den Verlust meines Vater¬
landes nicht überleben. Leben Sie wohl auf ewig!" Da trat ein Wunder
ein, wie der König es selbst genannt hat: Russen und Österreicher nutzten
den (Erfolg von Kunersdorf nicht aus und wagten nicht den Vormarsch
auf Berlin. Ihre Uneinigkeit wuchs von Tag zu Tag und rettete Friedrich
aus seiner bedrängten Lage.
Dciorgau6ei *n ^ert nächsten Iahren vermochte sich der König kaum gegen die
Übermacht seiner Feinde zu behaupten. Zm Oktober 1760 gelang es
1757