Full text: Geschichte des preußischen Staates

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auf seine Rechte an Schleswig-Holstein und zahlt 60 Mill. 
Mark Kriegskosten. 
Sachsen zahlt 30 Mill. Mark Kriegskosten und tritt dem 
norddeutschen Bunde bei. 
Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-Darm stadt bezahlen eben¬ 
falls Kriegsentschädigungen, Bayern und Hessen-Darmstadt ver¬ 
lieren außerdem kleinere Gebietsteile an Preußen. 
Preußen erhält Schleswig - Holst ein, Hannover, Kur- 
Hessen und Nassau nebst Frankfurt a. M., welche nebst den ab¬ 
getrennten bayerischen und hessischen Gebietsteilen als drei neue Provinzen 
dem Staate einverleibt werden. Dadurch wurde des Staatsgebiet zu¬ 
sammenhängender, der größere östlichere mit dem kleinen westlicheren 
verbunden. Preußen war nunmehr im stände, mit eigener Kraft und 
ohne Überanstrengung seine bisherige Großmachtstellung auch in der 
That zu behaupten, während Deutschland selbst in ihm die feste Grund¬ 
lage für eine baldige Einigung gewann. 
An die Stelle des deutschen Bundes trat der norddeutsche 
Bund unter Preußens Führung; zu demselben gehörten alle Staaten 
nördlich der Mainlinie, ferner das Königreich Sachsen und der nörd¬ 
lich gelegene Teil von Hessen-Darmstadt. Die gemeinsame Gesetz¬ 
gebung wurde durch den Bund es rat und den Reichs taa aus¬ 
geübt. 
Zwischen dem norddeutschen Bunde und den Südstaaten wurde 
zur weiteren Einigung ein Schutz- und Trutzbündnis, sowie ein 
Zoll- und HandelsVerein geschlossen, wodurch Deutschland be¬ 
reits wirtschaftlich geeinigt wurde. 
6. Der deutsch-französische Krieg. 1870 und 1871. 
Veranlassung. Der Waffenruhm und die Machterweiterung, wo¬ 
mit Preußen aus- den Kriegen von 1864 und 1866 hervorging, er¬ 
füllten die Franzofen mit Neid und Haß. Sie hatten gehofft, 
Preußen würde in dem Kampfe mit Österreich und dessen Verbündeten 
unterliegen, und Frankreich wäre es dann ein Leichtes, ein Stück auf 
der linken Rheinseite an sich zu briugeu. Auch die Erwerbung 
Luxemburgs durch Frankreich war von dem Minister Bismarck ver¬ 
eitelt worden. Ihre Vorherrschaft in Europa als „große Nation" 
sahen die Franzosen bedroht, und mit Besorgnis und Eifersucht blickten 
sie auf die Vergrößerung Preußens und die begonnene Einigung 
deutscher Stämme. In Paris bildete sich eine förmliche Kriegspartei, 
deren Schlagwort der Ruf wurde: „Rache für Sadowa", und die 
unter allen Umstünden einen Krieg wünschte, um Preußen zu demütigen. 
Auch der Kaiser Napoleon hoffte dnrch einen glücklichen Feldzug 
gegen Preußen die weitere Entwickelung der deutschen Einheit Der-
	        
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