Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

§64. 
Der zweite Koalitionskrieg. 
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reichisch-russischen Heere mehrere Siege in Italien und löste die von 
den Franzosen daselbst gegründeten Republiken wieder auf. Dann 
aber zog er (im September 1799) unter großen Beschwerden und beständigen 
Kämpfen über den St. Gotthard nach der Schweiz, um hier Massena 
entgegenzutreten, der unterdessen die durch den Abzug des Erzherzogs 
geschwächten Heere der Verbündeten (die Russen bei Zürich) besiegt hatte. 
Nach erneuten Kämpfen verließ Suworow schließlich mit den russischen 
Truppen den Kriegsschauplatz. 
Aus die Nachricht von den Niederlagen der französischen Waffen beeilte 
sich Napoleon, nach Frankreich zurückzukehren. Er übertrug den Oberbefehl 
über seine Truppen in Ägypten dem General Kleb er und gelangte zwischen den 
englischen Wachschiffen hindurch unbehelligt nach Frankreich. Hier wurde er 
mit unermeßlichem Jubel begrüßt. Alsbald stürzte er (aml8.Brumaire, dem 
9. November) durch einen Staatsstreich die allgemein verhaßte Direktorial- und Staats- 
regierung und schuf unter dem Schein einer Republik eine Militärmonarchie, zu 1 m 
deren Haupt er sich selbst als „Erster Konsul" — nebenzwei anderen Konsuln 
von untergeordneter Machtbefugnis — zunächst auf zehn Jahre wählen ließ. 
In dieser Eigenschaft knüpfte er mit den Mächten der Koalition 
Friedensunterhandlungen an, vermochte jedoch nur den russischen Kaiser Hohenlinden 
zum Rücktritt von der Koalition zu bewegen. Er überschritt hierauf (im 1800- 
Mai 1800) den Großen St. Bernhard und schlug die Österreicher (am 
14. Juni) bei Mar eng o (südöstlich von Alessandria); General Desaix, 
der die Entscheidung herbeigeführt hatte, fiel in der Schlacht. Italien 
geriet aufs neue unter französische Herrschaft. Als darauf General Morean 
nach einem Siege über den Erzherzog Johann bei Hohenlinden (öst- 
lich von München) bis zur Euns vordrang, traten Kaiser und Reich in 
dem Frieden von Luneville (iu Lothringen) das linke Rheinufer — etwa Friede zu 
62000 qkm (1100 Quadratmeilen) mit 31/2 Millionen Einwohnern — an Su1n8e0D1tIIC 
Frankreich ab (1801). Bald darauf wurde der geisteskranke Kaiser Paul 
das Opfer einer Verschwörung; sein Sohn Alexander I. (1801—1825), der 
ihm in der Regierung folgte, schloß mit Frankreich endgültig Frieden. Auch 
zwischen Frankreich und England kam 1802 nach Pitts Rücktritt der Friede unb ^ 
(zu Amiens) zustande. England verpflichtete sich zur Herausgabe seiner Amiens 
Eroberungen, räumte jedoch Malta nicht. Die noch in Ägypten befindlichen 1802- 
französischen Truppen, deren Befehlshaber Kleber inzwischen ermordet 
worden war, wurden auf englischen Schiffen heimbefördert. Piemont, das 
die Franzosen gleich bei Ausbruch des zweiten Koalitionskrieges besetzt 
hatten, wurde Frankreich jetzt völlig einverleibt. Damals dehnte Napoleon 
seine monarchische Stellung auch auf Italien aus, indem er sich zum Präsi- 
denten der „Italienischen" (bisher Zisalpinischen) Republik wählen ließ. 
Auf Grund dieser kriegerischen und diplomatischen Erfolge wurde 
Bonaparte 1802 durch Volksabstimmung zum Konsul auf Lebenszeit 'stemmle 
gewählt. Da er die ausübende Gewalt fortan allein in Händen hatte, glich 
seilte Stellung der eines unumschränkten Herrschers. Eine Volksvertretung 
bestand nur zum Schein; ihr Einfluß auf die Gesetzgebung war gering.
	        
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