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Vorgehen gegen China. Die Verbündeten, die durch chinesische
Tücke bedeutende Verluste erlitten, nahmen 1860 Peking ein. China
trat jetzt mit fast allen Seemächten in einen geregelten diplomatischen
und handelspolitischen Verkehr. Auch Preußen schloß 1861 in
Stents in einen Handelsvertrag mit China. Die Gesandten der
europäischen Staaten nahmen in Peking ihren Sitz; China errichtete
in europäischen Hauptstädten ständige Gesandtschaften. Im Jahre
1884 brach zwischen China und Frankreich ein Krieg aus, der mit
wechselndem Glück geführt wurde. Im Frieden zu Tientsin (1885)
gestand Chiua Frankreich die Oberherrschaft über An am und die Ein-
verleibnng von Tongking zu.
Im Sommer 1900 zeigte sich der allgemeine Fremdenhaß der
Chinesen in einem großen Aufstande der Boxer, einer fanatischen
Partei. Da der deutsche Gesandte in Peking ermordet worden war, ging
das Deutsche Reich gegen China vor (vgl. n. bei Kaiser Wilhelm II.).
Das Deutsche Reich von \87\ bis zur Gegenwart.
Wilhelm I. als Kaiser, 1871 bis 9. März 1888.
pie äuszere Aotitik des Deutschen Weiches.
1. Das Dreikaiserbündnis. Die auswärtige Politik des ersten
deutschen Kaisers uud seines Kanzlers war seit 1871 unausgesetzt auf
die Erhaltung des Friedens gerichtet. Durch seine staatsmännische
Gewandtheit wußte Bismarck in allen späteren europäischen Verwicklungen
das Reich vor neuen Kriegsgefahren zu bewahren, Deutschland die
errungene Stellung in Europa zu erhalten und es zum Hort des
Friedens zu machen. Besonders drohte dem Reiche die Gefahr eines
neuen Krieges mit Frankreich, da die Franzosen ihre Niederlagen
von 1870/71 nicht vergessen können. Darum suchte das Deutsche
Reich freundliche Beziehungen zu deu Großmächten zu unterhalten.
Rußland hatte schon während der Kriege von 1866 und 1870/71
eine wohlwollende Neutralität gezeigt, und Österreich, das die großen
Vorteile erkannte, die ihm eine Verbindung mit dem Deutschen Reiche
brachte, söhnte sich mit ihm aus. Bei etiter Zusammenkunft der drei
Kaiser und ihrer leitenden Staatsmänner in Berlin im Herbst 1872
wurde das Dreikaiserbündnis geschlossen, das geeignet erschien,
den europäischen Frieden viele Jahre lang zu erhalten.
2. Der mitteleuropäische Dreibund. Die Freundschaft zwischen
Deutschland und Rußland erkaltete aber, als sich 1878 nach dem russisch¬
türkischen Kriege (S. 437) die europäischen Diplomaten auf dem
Berliner Kongreß zusammenfanden, um die Verhältnisse auf der Balkan-
Halbinsel zu regeln. Rußland glaubte durch die Berliner Beschlüsse
benachteiligt zu sein und schob die Schuld auf Bismarck, der ohne