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teilte Otto das große Gebiet, das Gero allein verwaltet hatte, in drei
Amtsbezirke, aus denen bis zum 12. Jahrhundert sich die Nordmark (links
der Elbe vom Einfluß der Havel bis zur Bode im Harz mit dem davor
gelegenen ostelbischen Wendengebiet bis zur Oder), die Lausitz oder Ostmark
und die thüringische Mark oder die Mark Meißen bildeten. Jede der
drei Marken hatte ihre eigenen Markgrafen. Die Nordmark, aus der
die Mark Brandenburg hervorging und zu der die beiden Bistümer
Brandenburg und Havelberg gehörten, erhielt in Dietrich von Haldens-
leben den ersten Markgrafen. Nach dem Tode Ottos des Großen dachten
die Wenden wieder daran, sich selbständig zu machen, und als im Jahre 983
die Kunde von der blutigen Niederlage Kaiser Ottos II. in Unteritalien bei
Cotrone zu ihnen drang, scharten sich die Wenden zusammen und eroberten
Havelberg und Brandenburg. Sie zerstörten die christlichen Kirchen, er-
schlugen die Priester und metzelten die Besatzungen nieder. Auf 150 Jahre
blieb das Havelland den Deutschen verloren. Die Bistümer Brandenburg
und Havelberg bestanden nur in partibus, d. h. es Lab nur Titel-Bischöfe,
und die Wenden lebten wieder in ihrer alten Freiheit und dem alten Götzen-
dienste. Nur mit Mühe konnten die späteren Grafen der Nordmark aus
den Häusern Walbeck und Stade das Gebiet links der Elbe, die Altmark,
behaupten. Die unruhige Regierung der Kaiser aus dem fränkischen Stamme
war nicht geeignet, die verlorene Herrschaft wiederzugewinnen, und mit dem
Deutschtum und Christentum schien es bei den Wenden vorbei zu sein. Da
starb im Jahre 1132 das Haus der Grafen von Stade aus, und nun
übertrug (1134) der Kaiser Lothar die Nordmark dem Grasen von
Ballenstädt, Albrecht dem Bären, mit dem das ruhmvolle sächsische
Geschlecht der Ballenstädter zur Regierung kam.
2. Die Markgrafen von Brandenburg aus dem anhaltinischen oder
askanischen Hause. 1134—1319. Als Albrecht der Bär (1134—1170)
die Nordmark übernahm, bestand sie nur aus der Altmark und einigen
kleinen wendischen Bezirken. Er benutzte aber sogleich die zwischen den
Wilzen und Abotriten herrschende Feindschaft und entriß ihnen die Prig-
nitz. Die größte Erwerbung machte er jedoch mit Hilfe des christlichen
Wendenkönigs Pribis-law in Brandenburg, der ihn zu seinem Erben
im Havellande einsetzte, weil er verhindern wollte, daß das christlich
gewordene Land an seine heidnischen Verwandten fiele.1) Diese Schenkung
bestätigte König Konrad, der das Havelland, die spätere Mittelmark, zu
einem neuen Reichssürstentnm erhob und damit das Erzkämmereramt
J) Markgraf Albrecht der Bär gewinnt die Stadt Brandenburg 1157.