Full text: Die vaterländische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 3)

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den Kampf mit Österreich wagen konnte; wo er der Rächer werden konnte, 
als welchen ihn sein Vater einst bezeichnet, der Große Kurfürst im Geiste 
erblickt hatte.1) 
3- Der österreichische Eröfolgekrieg (1741—48) nnd die beiden ersten 
schleichen Kriege (1740—42; 1744—45). 
1. Veranlassung und Parteinahme. Am 20. Oktober 1740 starb 
Kaiser Karl VI. und hinterließ die österreichischen Staaten im schlechten 
Verteidigungszustände. Nach der pragmatischen Sanktion (S. 65) 
sollte ihm seine kluge und tatkräftige Tochter Maria Theresia als Erbin 
in den österreichischen Hausländern folgen. Aber der Kurfürst Karl 
Albert von Bayern bestritt ihr Thronrecht, weil er von der ältesten 
Tochter Kaiser Ferdinands I. abstammte; auch August III. von Sachsen- 
Polen trat als Schwiegersohn Josephs I. mit ungerechten Forderungen 
gegen Maria Theresia auf. Spanien schloß mit Karl Albert im Jahre 
1741 einen Subsidienvertrag zu Schloß Nymphenburg bei München und 
versprach, ihm zur Erlangung der Kaiserkrone behilflich zu sein; ebenfalls 
trat Frankreich auf die Seite der Gegner Maria Theresias. Diese fand 
dagegen bei Georg II. von England, bei Holland und Rußland 
Unterstützung. 
2. Verlauf des Krieges. Ehe aber die Gegner der pragmatischen 
Sanktion das Schwert gegen Maria Theresia zogen, war ihr in dem jungen 
Preußenkönig Friedrich II. ein gefährlicher Gegner erstanden. Friedrich 
befand sich in Rheinsberg und lag eben am Fieber, als er die wichtige 
Kunde vom Tode des Kaisers erhielt. Sogleich raffte er sich mit Gewalt 
vom Lager auf, und es reifte in ihm der Entschluß, die alten Ansprüche 
semes Hauses auf die Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wo hl au (S. 17) 
und das Fürstentum Jägerndorf, die Österreich bis dahin nicht geachtet 
hatte, geltend zu machen; er fühlte sich nicht an die pragmatische Sanktion 
gebunden, weil Osterreich die festgesetzten Bedingungen nicht erfüllt hatte 
(©. 66). Als nun feine Ansprüche, sowie seine Vergleichungsvorschläge 
von Maria Theresia zurückgewiesen wurden, traf er im geheimen alle 
Vorbereitungen zur Besitznahme Schlesiens und ließ plötzlich am 
16. Dezember 1740 30000 Mann preußischer Truppen in Schlesien ein- 
rucken. Damit begann der erste schleiche Krieg.') Der König hatte 
x) Ein preußischer Rekrut zur Zeit Friedrichs des Großen. 
,, 11 S^ben an seinen Minister von Podewils beim Beginn des 
ersten schleichen Krieges. 
Heinze-Rosenburg, Die Geschichte. HL 2. Aufl. 6
	        
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