Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 (Bd. 2)

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Mit einem scharfen Stift ritzte der Maler die Linien in die Metall- 
platte, füllte die Vertiefungen mit schwarzer Farbe und brucfte das Bild 
auf Panier ab (Kupferstiche). Beim Holzschnitt zeichnete der Künstler 
auf Holz und der Holzschneider mußte dann alles herausschneiden, was 
weiß bleiben sollte, worauf dann ebenfalls der Druck auf Papier erfolgte. 
Tie meisten Zeichnungen Dürers nahmen ihren Stoff aus der heiligen 
Geschichte; nur wenige bringen weltliche Stoffe zur Darstellung. (Welches 
Bild von Dürer hast du in deinem Besitz?) Bekannt ist der Holzschnitt: 
„Tie Ruhe auf der Flucht", auf dem Joseph an einem Türstock arbeitet, 
Maria spinnt und das Jesuskind in einer Wiege schlummert. Eigenartig 
ist der Kupferstich „Ritter, Tod und Tenfel". über den tiefen Sinn des 
Bildes gibt uns folgendes Gedichtfl Ausschluß: 
Ritter, Tod 
1. Durch dunkle Waldes.nacht 
Und wilde Felsenschluchten 
Zur Burg, der lang gesuchten, 
Lenkt seines Rosses Schritt 
8. Ein Ritter und es folgt 
Der Spur des schnellen Hufes 
Der treue Hund, des Rufes 
Gewärtig seines Herrn. 
3. Es glänzt der blanke Helm, 
Das scharfe Schwert zur Seite, 
Die Lanze, und ins Weite 
Der Eisenharnisch tönt. 
4. Erblickt wohl etwa nicht 
Der wack're, kühne Reiter 
Zur Rechten den Begleiter 
Und jenen, der ihm folgt? 
5. Ins Antlitz grinst der Tod, 
Auf einer Mähre reitend; 
Auf rascheir Füßen schreitend 
Eilt Satan hinterdrein. 
und Teufel. 
6. Nichts ficht den Ritter an; 
Er ziehet seiner Wege 
Durch dunkles Waldgehege 
Mit festem, frommem Sinn. 
7. So zieht der wahre Christ, — 
Das Bild soll dies wohl sagen, 
Willst nach dem Sinn du fragen — 
Durch diese wüste Welt. 
8. Der treue Hund, der wacht, 
Ist wohl ein gut Gewissen, 
Er wird es nicht vermissen, 
Es mahnet Tag und Nacht. 
9. Der schöne Waffenschmuck, 
Schwert, Speer und Pickelhaube 
Und Harnisch sind der Glaube, 
Des edlen Streiters Schutz. 
10. Wer femü wohl so die Furcht, 
Wer sollte da wohl fliehen, 
Will er zur Heimat ziehen, 
Zur hohen, festeil Blirg? 
11. Auf! Rüstet ungesäumt 
Ellch! Seid mit Mut bereitet! 
Es droht, was euch begleitet, 
Der Satail ltnd der Tod! 
Kunst u.Handlverk waren damals allfs innigste verbunden; die K ünstler 
waren Haildiverker mrd die Haildiverker Künstler. Die Maler hatten daher 
fein „Atelier", sondern eine Werkstatt, ivo Meister, Gesellen und Lehrlinge 
arbeiteten. Wenn Messe war, hielt Dürer selbst in einer Marktbude seine 
Bilder feil. Kaiser Maximilian ehrte ihn hoch uild ließ sich fein Gebetbuch 
durch Federzeichnungen Dürers schmücken. 
Als einmal der Kaiser ben berühmten Maler besuchte, stand Dürer 
auf einer Leiter und arbeitete ail einem großen Bild. Da geriet die Leiter 
ins Schwailken uub Maximilian befahl einem Ritter seines Gefolges die 
Leiter zu halten. Allein der Ritter glaubte, daß er für diese Arbeit gu 
vornehm sei und befolgte den Auftrag ilicht. Da hielt der Kaiser selbst 
die Leiter und sprach zu dem Ritter: „Tu Narr! Weißt du nicht, daß ich 
aus jedem Bauern einen Edelmann, aber aris htlitdert Grafen noch lange 
keinen Dürer machen kamt?" 
fl Boit Franz Graf Pocei.
	        
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