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Einleitung.
3. Einteilung der Geschichte, a) Nach dem Inhalt. Die Geschichte der
Lebensgebiete, auf denen der Mensch tätig ist, läßt sich getrennt verfolgen als
Geschichte des Staates, der Religion, der Kunst, der Literatur, der Wissen --
schalten, des Rechtes, der gesellschaftlichen Zustände, des Handels und noch
anderer Gebiete. Von besonderer Bedeutung ist die Geschichte des Staates*),
weil ohne ein geordnetes Staatsleben keine Kultur möglich ist; die der übrigen
Gebiete faßt man zusammen unter der Bezeichnung Kulturgeschichte.
b) Nach derZeit. Nach der herkömmlichen, ansdem 17. Jahrhundertstain¬
menden Einteilung unterscheidet man das Altertum (bis zum Siege des Christen-
tnms), das Mittelalter (bis zu den großen Ereignissen um 1500) und die Neuzeit.
4. Quellen. Über die Jahrtausende der Vorzeit, in denen man noch
keine schriftlichen Auszeichnungen machte, wird einiges Licht verbreitet
durch die Ergebnisse der Sprachforschung und der Altertumsforschung
(Archäologie). Erzeugnisse menschlicher Tätigkeit: Bauten, Kunstwerke, Gräber,
Überreste von Kleidungsstücken und Gerätschaften aller Art reden eine stumme,
aber wahre Sprache, während bei mündlichen Überlieferungen uud Dichtungen
der Kern ans der sagenhaften Umhüllung herauszuschälen ist. Die Haupt¬
quellen für die geschichtlichen Zeiten sind die Schriftdenkmäler, namentlich
Inschriften, Urkunden, Gesetze. Reden, Briese, Jahrbücher. Chroniken und
sonstige zum Zwecke der Überlieferung abgefaßte Werke. Die Kritik hat die
Glaubwürdigkeit der Berichte zu prüfen.
§ 2. Anfänge der Kultur in vorgeschichtlicher Zeit.
1, Die ältere Steinzeit. Auf die Frage nach den Anfängen und der
Urheimat des Menschengeschlechts hat die Wissenschaft keine bestimmte Ant-
wort. Nur sein einheitlicher Ursprung wird kaum noch bezweifelt. Besser
als der Ort läßt sich die Periode der Erdgeschichte bestimmen, in der der
Mensch zuerst aufgetreten ist. Die Funde beweisen, daß die Diluvialzeit,
vielleicht sogar die letzte Zeit des Tertiärs, schon Menschen gesehen hat. „Hunger
und Liebe" trieben zur Arbeit; auch der Trieb, die körperlichen und geistigen
Kräfte zu üben (Spieltrieb), und der Trieb, sich auszuzeichnen, wirkten
dahin, daß aus dem Naturmenschen allmählich ein Kulturmensch wurde.
Zur Nahrung dienten teils Früchte und andere eßbare Pflanzenteile.
*) Wie sich der Staat im einzelnen bildet, welche Formen und welchen Umfang
er annimmt, hängt von natürlichen und geschichtlichen Ursachen ab. Über seine Auf-
gaben, sein Verhältnis zu andern Äulturmächten, namentlich zur Religion und zur
Kirche' sowie über seine Machtbefugnisse den einzelnen Mitgliedern gegenüber sind die
verschiedensten Auffassungen zutage getreten. Zwei Parteien unserer Tage, die m der
Bekämpfung der bestehenden Gesellschaftsordnung einig sind, die Sozialdemokraten und dte
Anarchisten, verfolgen entgegengesetzte politische Ziele: jene erstreben die LeNung der
gesamten Güterproduktion durch den Staat, wollen also den Individualismus (das
Recht des einzelnen, sich nach seinen Neigungen zu betätigen» stark beschränken, diese
«die ihre Absichten' sogar durch Verbrechen zu erreichen suchen) betonen im Gegenteil
die Freiheit des einzelnen und stellen als Ideal die Beseitigung des Staates hin.