70 Zwei außerdeutsche Staatsumwälzungen. 
Da traten Abgeordnete sämtlicher englischer Provinzen Nordamerikas 
m Philadelphia zusammen und faßten den Beschluß, keine Waren 
zuzulassen; zugleich richteten sie eine, mit großer 
Geschicklichkeit und Mäßigung abgefaßte Zuschrift an den König und 
das englische Volk, m der sie auseinandersetzten, daß sie nur ihre Rechte 
gegen Willkür und Macht verteidigten. Sie fanden kein Gehör- 
Massachusetts (spr. Mässätschußets) ward in Aufruhrzustand erklärt' 
Von beiden Seiten wurde gerüstet. Nahe bei Boston errichteten die Auf- 
standischen ein Waffen- und Vorratshaus; dies wollte der Befehlshaber 
von Boston wegnehmen; er ward aber angegriffen, und somit floß hier 
das erste Burgerblut (1775). 
b. Unabhängigkeitserklärung. Die Amerikaner stellten an die Spitze 
ihrer Kriegsleitung Georg Washington (fpr. Uoschingtn), einen 
geborenen Amerikaner. Er übernahm den schwierigen Auftrag mit 
ungeübten, fchlechtbewaffneten Soldaten gegen trefflich geschulte und mit 
allem Kriegsvorrat versehene Truppen zu fechten, und er hat doch nie 
die Hoffnung aus den endlichen Sieg der gerechten Sacke Amerikas ver- 
loren. Wie er mit dem Schwerte, so wirkte durch Rede und Schrift 
der als Erfinder des Blitzableiters berühmte Buchdrucker Benjamin 
Franklin, der bei dem ausbrechenden Kriege sich an die Spike seiner 
Landsleute stellte. 
Die Kolonieen verlangten auch jetzt noch nicht die Trennung von 
dem Mutterlande, sondern nur Gleichstellung mit demselben. Als 
aber die Engländer, um ihre Landeskinder zu schonen, deutsche Truppen 
in Sold nahmen, Hessen, Braunschweiger, Waldecker, die von ihren 
Fürsten verkauft wurden, da erklärte der Kongreß zu Philadelphia die 
luv Unabhängigkeit der 13 vereinigten Provinzen. In drei 
Heeren griffen die Engländer die Kolonieen an, während die Flotte 
die Hafen und die Küste bedrohte. Aber mit seltener Umsicht leitete 
Washington die Verteidigung; als es einem seiner Unterfeldherren sogar 
gelang, ein englisches Heer von 7 000 Mann gefangen zu nehmen, ge- 
wannen die Amerikaner die begeisterte Teilnahme fast aller europäischen 
Staaten, besonders Frankreichs. Der junge und reiche französische 
Graf von Lasayette (fpr. Lafajett) und andere gleichaesinnte Edelleute 
aus Frankreich, Deutschland (v. Steuben) und Polen (Kosciusko) setzten 
übers Meer, um Gut und Blut für die nordamerikanische Freiheit zu 
wagen. Nun wollte England nachgeben. Nie sollte in Amerika ein 
englisches Heer gehalten, nie den Einwohnern ohne ihre Einwilligung 
eine Steuer auferlegt werden; ihre Abgesandten sollten Sitz und Stimme 
im englischen Parlamente haben. Der Kongreß ging nicht darauf ein, 
sondern schloß ein Bündnis mit Frankreich (1778), dem bald auch 
Spanien und Holland beitraten. Jetzt entbrannte der Krieg auf allen 
Meeren; aber die englische Flotte behauptete ihren alten Ruhm; Helden- 
mutig und siegreich verteidigte sich auch die tapfere Besatzung von Gibraltar, 
größtenteils hannoversche Truppen, gegen Franzosen und Spanier. 
c- Friede; Verfassung. In Nordamerika hielten beide kriegführende 
Parteien einander.lange das Gleichgewicht, bis es Washington gelang,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.