Full text: Das Alterthum (Theil 1)

Bilder aus der Culturgeschichte der Griechen.' 173 
schnell zum Tode sendet, doch auch Pflegerin des jungen Lebens; 
besonders Göttin der Jagd, die selbst an der Spitze der Nymphen 
das Wild rüstig jagt und dann sich an Musik und Tanz ergötzt; an 
manchen Orten durch blutige Menschenopfer geehrt. Ihre Symbole 
Bogen und Pfeil und Hirschkuh. 
(6.) Hermes (Merkurius), Sohn des Zeus, schnellfüßig, listig, 
erfindungsreich und geschickt von seiner Geburt an, ist die Hand 
des Zeus, sein Bote, der allzeit fertige Diener der Götter, der im 
Auftrage des Zeus die Geschäfte der Götter und Menschen ausrichten 
hilft und alles glücklich durchführt: Geleiter der Wanderer, Gott 
der Wege und Straßen, auf denen überall Hermessäulen standen, der 
Seelenführer, der mit goldenem Stabe die Heerden der Schatten 
dem Hades zutreibt, auch die Menschen einschläfert und ihnen Traum- 
erscheinungen zuführt; im wachen Leben noch geschäftiger als Gott 
der Kaufleute, des Handels und Wandels, Reichthumgeber und 
Gewinnbringer, Erfinder von Zahl, Maß und Gewicht und der 
Buchstabenschrift; Gott der überzeugenden und gewinnenden, aber 
auch täuschenden Rede, der selbst Lug und Trug, Diebstahl und 
Meineid schützt und lehrt, die Menschen mit Anmuth und Geschick 
schlau und ergötzlich zu berücken. Seine Attribute: geflügelter Herold- 
stab mit zwei Schlangen umwunden, goldene Flügelsohlen, schattiger 
Reisehut mit Flügeln, auch oft gefüllter Geldbeutel in der Hand. 
(7.) Hephästos (Vulkan), Sohn des Zeus und der Here, der 
Gott des Feuers, d. h. ursprünglich der ihm innewohnenden 
Kraft, später Urbild eines kunstfertigen, mit Hülfe des Feuers gestal- 
tenden Werkmeisters, der Kunst berühmte, dessen Schmiedegesellen 
die Zyklopen, dessen Werkstätten in den Vulkanen, davon jedoch die 
schönste im Olymp; Freund des Dionysos, des Weingottes, dem 
Vulkans unterirdisches Feuer die köstliche Frucht reift, und der ihn 
zum Danke dafür bei heißer Arbeit mit edlem Rebensafte erquickt. 
Der häßliche, hinkende, rußige Schmied, eine gutmüthige, etwas 
komische Figur, der so prachtvoll blinkende Geräthe schmiedet hat 
Aphrodite, die Göttin der Schönheit, zur Gemahlin. 
(8.) Ares (Mars), der Sohn des Zeus und der Here, der 
erzgepanzerte, stürmische Kriegsgott. der sich tobend ins Schlacht- 
gewühl stürzt; seine Freude Männermord, in seinem Gefolge Eris 
die Erregerin des Streites; er wird oft besiegt von der besonnenen 
Athene und gebändigt von Aphrodite; die Tochter des Streitgottes 
und der Göttin der Liebe ist Harmonia, die Eintracht. Der rö- 
mische Kriegsgott Mars behütete zugleich das römische Volk, sein 
Gebiet und seine Habe vor Verderben; neben ihm Mona als 
Knegsgöttin verehrt. Dem Ares heilig der blutgierige Wolf und 
die streitlustigen Vögel Specht und Hahn. 
(9.) Aphrodite (Venus), Göttin der Liebe und Schönheit, 
die Schaumgeborne, wunderbar emporgestiegen aus dem Meere an
	        
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