26
Griechische Geschichte. Erste Periode (bis 500).
weiterbildeten, zu einheitlichen Dichtungen umformten und, von
Edelsitz zu Edelsitz reisend, vortrugen. Ein solcher berühmter
Sänger scheintjjomerosge wesen zu sein, unter dessen Namen die
großen Epen iTTas uncTOdyssee gehen. Sicherlich sind sie in
Neben den Taten Einzelner berichtete die Sage auch von gemeinsamen
Unternehmungen der Helden. Eine solche war der Argonautenzug
unter Führung des Jason, der von Kolchis das goldene Vließ holte und die
Liebe der Tochter des Äetes, der Zauberin Medea, gewann.
Bei dem Zuge der Sieben gegen Theben unter Adrästos, dem
Könige von Argos, begegneten sich Eteokles und Polyneikes, die Söhne
des Ödipus, der einst seinen Vater Läios erschlagen. Theben von der Sphinx
befreit und unwissentlich seine Mutter lokaste geheiratet hatte, in mörde¬
rischem Bruderkampfe. Des Ödipus Tochter Antigene, die wider König
Kreons Befehl den Leichnam des Polyneikes, der frommen Pflicht gehorchend,
bestattete, büßte ihre Tat mit dem Tode.
Ein Kriegszug von ganz Griechenland unter Führung Agamemnons,
des Königs von Mykenä, gegen das von König Priamos beherrschte Troja
in Kleinasien führte zu dem zehnjährigen trojanischen Kriege. Es galt
einen Frevel zu rächen; denn des Priamos Sohn Paris hatte, als Hera,
Athene und Aphrodite um den Ruhm der Schönheit stritten, dieser den Apfel
derEris zuerkannt und das schönste Weib der Erde, Helena, die Gattin von
Agamemnons Bruder Meneläos, des Königs von Sparta, geraubt. Unter den
Helden zeichnete sich auf griechischer Seite in erster Linie Achilleus aus,
der Sohn des Peleus, des Königs der Myrmidonen im thessalischen Phthia,
und der Meergöttin Thetis; der Tod seines Freundes Patroklos (oder Pätroklos)
von der Hand Hektors, des Sohnes des Priamos, des edelsten Helden der
Trojaner, versetzte ihn in so namenlose Wut, daß er, bisher lange Zeit wegen
eines Zwistes mit Agamemnon dem Kriege ferngeblieben, nun kampfbegierig
Hektor entgegentrat, ihn tötete — Hektor hatte seinen Untergang geahnt und
von seinem Weibe Andrömache rührenden Abschied genommen — und den
Leichnam des Erschlagenen schändete. Nach Achilleus ragte unter allen hervor
Aiax (Aias), der Sohn des Telamon, Königs von Salamis; sein Namensvetter,
der Sohn des Oileus, des Königs in Lokris, war der schnellste Läufer. Ihnen
stand an Mut nicht nach Diomedes, der Sohn des Tydeus, König von Argos.
An Schlauheit aber übertraf alle der listenreiche Odysseus, der nach dem
Falle von Troja noch lange Jahre umherirren mußte, bis er nach Ithaka zu
seinem von zahlreichen Freiern bedrängten Weibe Penelope und seinem
Sohne Telemachos zurückkehren konnte. An Weisheit jedoch kam niemand
gleich dem alten, ehrwürdigen Nestor, dem König von Pylos in Messenien.
Nach zehnjähriger Belagerung fiel Troja, nur durch List, den Bau des hölzernen
Pferdes, und ward verbrannt. Der Priester Laokoon hatte seine Vaterstadt
nicht retten können: die von Athene gesandten Schlangen töteten ihn und
seine beiden Knaben.