Full text: [Oberstufe, [Schülerband]] (Oberstufe, [Schülerband])

— 477 — 
his dorthin, andere wieder in anderer Richtung, zunächst im engern 
Kreise uns Dorf herum, dann in weiteren Kreisen durch die Gärten in 
die Felder, Wiesen, Weinberge, Wälder hinaus. Wo Tote liegen, wird 
Mie ue Die Leichname werden zusammengetragen, 4, 6, 10, 18, 
je nachdem der Kampf an dieser Stelle heftiger gewütet hat. Ein 
kleineres oder größeres Grab wird unter unsäglichen Mühen ausgeworfen, 
und die starren, entstellten Schlachtopfer aus beiden Völkern, von allen 
Waffengattungen werden samt ihren Kleidern neben- und übereinander 
in die Tiefe gesenkt. Wer sind sie alle, diese teuern, in der Blütezeit 
des Lebens c elden? Wo hat inr Wiege nd 
Welches Eltern⸗ oder Geschwi n wird bei der Todeskunde bluten oder 
brechen? In welchem Seelenzustande ist der Gefallene von hinnen ge— 
fahren? Wir wissen es nicht Wir können es im Drange der Ärbeit und 
des Jammers nicht untersuchen. Gott weiß es. Wir betten sie als Un⸗ 
bekannte in unsere heimatliche Erde. Da mögen sie ruhen im stillen 
Todesschlummer bis zum großen Tag der Auferstehung! 
2. Wie gerne würden wir alle diese Leichen mit jenem dankbaren 
Andenken und jener Liebe behandeln, welche getauften Christen gebührt 
und überall zu teil wird! Wie gern würden wir sie von ihrem Bluͤte 
reinigen, mit Sterbekleidern schmücken, in Särge legen, begräben, jeden 
einzelnen in sun n Grab, und ihre Namen un die Kreuze schreiben, 
unter denen sie schlafen! Aber von dem allen kann keine Rede sein. Es 
sind der Opfer zu viele, und sie müssen wegen der Gefahr der Lebendigen 
von der Erde verschwinden. Wir ziehen weiter in der eingeschlagenen 
Richtung. Schon wieder sind's 6, 8 12 15 Leichen. Überall wo ein 
Erdhügel sich erhebt, ein Graben öffnet, ein Jaun oder eine Baum— 
sich befindet, liegen die Gefallenen zahlreicher. Die schwere Arbeit 
eginnt aufs neue. Die einen schleppen die Toten heran, die andern 
graben, die andern schaufeln, die andern stehen da und ruhen ein Weill 
chen. Es dauert wohl allemal zwei Stunden, bis eine Grube fertig ist, 
und warum sollten wir's verhehlen: nicht sechs, sondern höchstens drei 
his vier Fuß tief sind die allermeisten. Was nicht mensc n ist, 
kann niemand verlangen. Wie das erste Mal, werden die Seichname 
fest als 3I. usammen⸗ und aufeinandergelegt, und über den Er— 
chlagenen wölbt der Erdhügel mit dem grünen Reis 
Karl Klein, Fröschweiler Chronik. 
394. Die Trompete von Vionville. 
Sie haben Tod und Verderben gespien. 
Wir haben es nicht gelitten. 
Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterien, 
wir haben sie niedergeritten. 
Die Säbel geschwungen, die n verhängt, 
tief die Lanzen und hoch die Fahnen: 
so haben wir sie zusammengesprengt, 
Kürassiere wir und Ulanen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.