Full text: Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart (Teil 3)

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X. Leben im Mittelalter. 
42. Städte im Mittelalter. 
a) Entstehung. Bauart. 
Die ältesten deutschen Städte sind aus den Standlagern der Römer am 
Rhein und an der Donau hervorgegangen, oder sie haben sich aus den königlichen 
Pfalzen, den Burganlagen der Ritter und den Wohnsitzen der Bischöfe und 
Fürsten entwickelt. 
Ähnlich wie die Burgen waren auch die Städte zum Schutze gegen 
Feinde mit einer hohen, oft doppelten Mauer und einem tiefen Graben 
umgeben. Auf der Mauer befanden sich runde 
oder eckige Wehrtürme. An einzelnen Stellen 
führten enge Tore durch die Mauer in die 
Stadt. Des Nachts wurden die Tore durch 
mächtige Torflügel geschlossen. Über dem Tore 
befand sich der Wartturm, in dem der Tor- 
Wächter wohnte. Durch Trompetenstoß verkün- 
dete er den Bewohnern den herannahenden Feind. 
Die Straßen der Stadt waren ungepflastert, 
gekrümmt und so eng, daß man über sich oft 
den blauen Himmel kaum sehen konnte. Die 
Häuser baute man mit überstehenden Stockwerken 
und zierte sie mit zierlichen Ecktürmchen, Holz- Torwächter. 
bildern und frommen Sprüchen. Meistens standen 
ihre Giebel nach der Straße hin. Das Dach deckte man mit schindeln oder 
Stroh. Die Feuersgefahr war daher sehr groß, und nicht selten wurde bei 
einem Brande ein großer Teil der Stadt eingeäschert, zumal man auch noch 
keine Spritzen zum Löschen des Feuers hatte. Auf den Straßen fand man 
Brunnen mit Rolle, Kette und Eimer. Den Glanzpunkt der Stadt bildete 
meistens der Marktplatz mit dem Rathaus und der Kirche. Am meisten 
von allen Städten hat Nürnberg sein altertümliches Aussehen bewahrt. 
b) Bewohner. Ackerbau. Familiennamen. Wehr und Waffen. 
1. Die Bewohner der Stadt erhielten den Namen „Bürger" (von Burg). 
Ursprünglich bestand die Bürgerschaft aus freien Bauern, die Heinrich I. durch das 
Los in die Stadt gerufen hatte. Auch gehörten zu den ältesten freien Bürgern 
die Kaufleute, die sich in der Nähe der Bischofssitze und Königspfalzen an- 
siedelten. Ihre Nachkommen bildeten die sogenannten „Geschlechter" 
(„Patrizier"), zu denen die vornehmsten Familien gehörten. Sie hatten fast 
den ganzen Grundbesitz inne und waren durchweg sehr reich. In ihren Häusern 
sah es prächtig aus, uud alles strahlte von Gold und Silber. Den übrigen 
Stadtbewohnern gegenüber hatten die Patrizier viele Vorrechte. So wählten 
sie z. B. den Schultheißen und die Schöffen sowie die Ratsherren aus ihrer
	        
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