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B. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart.
Anstalten für Krankenpflege, Volkswohl und Bildung, die ihren Namen
tragen und teilweise auch von ihr gegründet sind, hat sie sich ein dauerndes
Denkmal in dem Herzen ihres Volkes errichtet. Sie starb am 7. Januar
1890 und ruht ebenfalls im Mausoleum zu Cbarlottenburg.
19. Kaiser Friedrich III.; 1888.
a) Jugend und Familienglück. Friedrich Wilhelm, der einzige
Sohn Kaiser Wilhelms I., wurde am 18. Oktober 1831 geboren. Als
er zehn Jahre alt war, trat er als Offizier in das Heer ein,- so ist
es im Hohenzollernhause Sitte. Mit großem Eifer lernte der Prinz
alles, was ein tüchtiger Offizier wissen muß- außerdem erhielt er von
gelehrten Männern Unterricht in dem, was andere Knaben auf höheren
Schulen lernen. Daneben aber ließen ihn feine Eltern auch das Tischler-
Handwerk erlernen. Tüchtig vorbereitet studierte Prinz Friedrich Wilhelm
aus der Hochschule zu Bonn. Danach wurde er von erfahrenen Beamten
in allen Zweigen der Staatsverwaltung unterwiesen und war zu gleicher
Zeit auch Offizier. Um sich noch weiter auszubilden und die Welt
kennen zu lernen, unternahm er große Reisen nach Italien, England,
Frankreich und später sogar nach dem Heiligen Lande. 1858 vermählte
er sich mit der Prinzessin Viktoria von England.
Ihren Haushalt richteten die Neuvermählten in einfacher, fast bürger-
licher Weife ein, und als ihnen am 27. Januar 1859 ihr erstes Kind,
unser jetziger Kaiser, geboren wurde, war ihre Freude vollkommen. 1861
wurde der Vater als Wilhelm I. König und damit Prinz Friedrich
Wilhelm Kronprinz von Preußen. Im Sommer wohnte das krön-
prinzliche Paar in Potsdam oder aus seinem nahen Gute Bornstedt uud
verkehrte dort mit den Landleuten in so schlichter, freundlicher Weife wie
einst Friedrich Wilhelm III. und Luise in Paretz. Alljährlich richteten
sie der Dorfjugend ein Kinderfest zu, bei dem die eigenen Kinder mit-
spielten, während der Kronprinz und seine Gemahlin dafür sorgten, daß
jeden: sein Recht wurde. Als der Kronprinz einst die Schule des Ortes
besuchte, vertrat er den jungen Lehrer, der plötzlich zu seiner kranken
Mutter reisen mußte.
b) Seine Verdienste. Friedrich Wilhelm hat sich schon, bevor er¬
den Thron bestieg, um Preußen und Deutschland unsterbliche Verdienste
erworben. An dem Kriege gegen Dänemark (1864) nahm auch er
teil, wenn auch nicht als Feldherr. Mit Freude und Stolz schauten
die preußischen Soldaten auf die herrliche Siegfriedsgestalt ihres zu-
künftigen Königs, der mit ihnen willig alle Beschwerden teilte. Regen
und Schnee, Hitze und Kälte ertrug und auch mit dem einfachsten