Full text: Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main

— 227 — 
Großherzogtum Posen mit dem Kulmer Land nebstDanzig 
und Thorn zurück. Neu fielen an Preußen die nördliche 
Hälfte von Sachsen, Neuvorpommern mit Rügen und 
der größte Teil von Westfalen und der Rheinprovinz. 
An die Stelle des alten deutschen Kaiserreiches trat ein 
Staatenbund von neununddreißig Staaten, der Deutsche 
Bund. Seine Angelegenheiten ordnete eine Versammlung von 
Gesandten der Staaten, der Bundestag. 
In dieser Behörde führte der österreichische Gesandte den 
Vorsitz. Sie hielt ihre Sitzungen zu Frankfurt in dem Thurn- 
uud Taxisfchen Palais in der Großen Eschenheimer- 
straße ab. 
Frankfurt, Bremen, Hamburg und Lübeck wurden Freie 
Städte und selbständige Mitglieder des Bundes. In Frankfurt 
führte die Regierung derSenat, dem noch eine Ständige Bürger- 
repräfentation, die fchon seit 1732 bestand und die Aufsicht über 
den Staatshaushalt hatte, und eine neu gegründete Gesetzgebende 
Versammlung zur Seite standen. Die Patrizierfamilien erscheinen 
ganz aus der Stadtverwaltung verdrängt. 
Geläutert und gebessert ging das deutsche Volk aus 
dem Befreiungskampfe hervor; das Volksbewußtsein kam 
wieder zum Durchbruch und mit ihm gewann nun auch deut- 
sches Wesen und deutsche Sitte wieder Bedeutung. 
5. Blücher und Gneisenau. Blücher ist der volkstümlichste 
Held der Freiheitskriege. Er wurde zu Rostock in Mecklenburg von 
edlen Eltern geboren und focht schon als fünfzehnjähriger Knabe in 
schwedischen Diensten während des Siebenjährigen Krieges gegen 
die Preußen. Ein preußischer Husar nahm den allzukecken Buben gefangen, 
und jetzt trat dieser in das preußische Heer ein. Unter Friedrich 
dem Großen stieg er bis zum Rittmeister; doch erzürnte sich der König 
über ihn und jagte ihn aus dem Dienste. Friedrich Wilhelm II. nahm den 
kühnen Reitersmann wieder aus und beförderte ihn zum General. Im 
Alter von siebzig Jahren trat Blücher 1813 an die Spitze der Schleichen 
Armee. An der Katz dach stand der greise Feldherr mit den Seinen auf 
einem Höhenzuge und ließ die Franzosen ruhig den Fluß überschreiten und 
den Abhang erklimmen. Plötzlich rief er: „Kinder, nun haben wir 
genug Franzosen herüber! Vorwärts, vorwärts I" Mit Sturm ging 
es aus den Feind, und bald hatten die Preußen die Oberhand. Tausende 
schlugen sie mit dem Kolben nieder, ganze Abteilungen stürzten in die 
Fluten der Katzbach und der Wütenden Neisse. „Vater Blücher, heute 
geht's gut!" riefen ihm die Soldaten zu. „Wird noch besser kommen, 
Kinder!" entgegnete Blücher. Bald nannten ihn seine Soldaten „Mar- 
schall Vorwärts". Bei Leipzig kam es auch wirklich besser; denn 
15*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.