§ 99. Das Augustische Zeitalter.
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(des Plautus und des Tercutius) belustigte oder daß es seinen großen Rednern
auf dem Forum mit Beifall zuhörte. Im übrigen hatte es, immer mehr ver¬
rohend, seine größte Freude an Zirkusspielen, an Tierhetzen und Gladiatoren-
kämpfen.
2. Selbständiger Aufschwung. Erst zur Zeit des Cäsar und des Augustus
erstanden neben hervorragenden Rednern, wie Cicero, und neben bedeutenden
Geschichtschreibern, wie Sallüst, Cäsar und Livius, auch einige an-
gesehene Dichter, wie Ovid, Vergil und Horäz, die in ihren Werken
vorzüglich Rom und das Kaiserhaus verherrlichten. Dieser an schriftstelleri-
sehen Erzeugnissen ziemlieh reiche Abschnitt der inneren Geschichte wird darum
auch das Goldene Zeitalter der lateinischen Literatur genannt.
1. M. Tullius Gicero, Redner und Philosoph (geb. 106 in Arpinum, ermordet
43), hinterließ zahlreiche Verteidigungs- und Staatsreden, darunter die Reden
für Roscius und für Milo, gegen Catilina, gegen Verres und gegen Antonius
(letztere auch Philippicä geheißen), ferner Schriften über Beredsamkeit und
Philosophie. Er ist der größte Meister der römischen Pros57
2. Sassustius Crispus (gest. 35) hat den „Jugurthinischen Krieg" und die „Ver-
schwörung des Catilina", Julius gftfftr seinen „Gallischen Krieg" und seilten
„Bürgerkrieg" beschrieben.
S. Titus Livius aus Padua (gest. 17 n. Chr. in Rom) ist der Verfasser eines
großen (unvollständig erhaltenen) Geschichtswerkes „Seit Gründung der Stadt".
4. P. Wergitius Maro (gest. 19 v. Chr.) ist der Dichter der Äneide, des
römischen Nationalepos (vgl. S. ,103); er hat auch Bucolica oder Hirten-
lieber, ferner Georgien, ein Lehrgedicht über den Landbau, verfaßt.
5. Q. Keratins Flaccus (gest. 8 v. Chr.), ein Freund des Augustus und des
Mäcenas, ist der gefeiertste der römischen Dichter; er schrieb Oden und Epoden,
Satiren und Episteln, unter letzteren eine >Ars poetica« (oder Dichtkunst).
6. P. Hvidius Naso (gest. 17 n. Chr. in der Verbannung zu Tomi am Schwarzen
Meere) ist der Verfasser des Sagenbuches der „Metamorphosen" (d. i. „Ver¬
wandlungen") und zahlreicher anderer Dichtungen.
3. Machblüte. In der Zeit nach Augustus, dem Silbernen Zeitalter
t)er lateinischen Literatur, findet hauptsächlich die Satire an Jnvenäl und
die Geschichtschreibung an Taeitus und Suetön, die Naturgeschichte am
Älteren Pli nt n s namhafte Vertreter.
1. I^tinius der Ältere, der im Jahre 79 beim Ausbruch des Vesuvs umkam,
hat in einem vielbändigen Werk die vollständigste „Naturgeschichte" des Alter-
tums geschrieben.
2. Cornelius Hacitus (gest. um 119) hat eine sehr gehaltreiche, aber unvollständig
überlieferte Kaisergeschichte („Annalen" und „Historien" von Augustus bis
Domitianus) hinterlassen, ferner ein wertvolles Schriftchen über „Germania".
3.* Suetonius Tranquillus (um 130) hat zwölf Kaiserbiographien (von Cäsar bis
Domitian) verfaßt.
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