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§ 47. Die wichtigsten Territorialstaaten um 1500.
„Fastnachtsspielen" und von den ersten Anfängen des HaNs Sachs (geb. 1494) ab¬
sieht, besonders zwei Werke von sprechendem Inhalt: der niederdeutsche Reinke
de V o s, eine Satire aus die zersahrnen Rechtsverhältnisse in Kirche und Staat
(1498 in Lübeck erschienen), und das 1494 in Basel gedruckte Narrenschiff
von Sebastian Brant, worin die sittlichen Gebrechen der Zeit mit scharfem Spotte
gegeißelt werden.
8 47.
Dir wichtigsten Territorialstaatrn um 1500.
Deutschland zählte zur Zeit der Errichtung der zehn Landsriedens-
kreise gegen 260 geistliche und weltliche Herrschasten. Da aber die
^ürsteumacht alles das gewonnen hatte, was am Reiche verloren ge-
gangen, so war eine große Zahl dieser Territorien zu namhaften
Staaten erstarkt.
1. Österreich, das seit Friedrich III. den Titel eines Erzherzog-
tu ms führte, umfaßte Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten,
Kram und Tirol, ferner zerstreute Besitzungen in Schwaben (Burgau)
jmd am Oberrhein (Breisgau und Sundgau).
2. Mayern. Die nach dem Tode Ludwigs des Bayern eingetretenen
Landesteilungen haben Macht und Ansehen der Wittelsbacher sehr be-
einträchtigt. Seit dem Jahre 1392 bestanden die drei Linien Ingolstadt,
Landshut und München.
a) In Ingolstadt (vgl. Stammtafel S. 89) hatte Ludwig der
Gebartete eine blutige Fehde mit seinem mißratenen Sohn Ludwig dem
Höckerigen und den Landshuter Verwandten anszusechten, wobei der
Herzog in die Gefangenschast seines Vetters Heinrich des Reichen geriet
und in der Haft zu Burghausen das Leben endete (1447). Damit fiel,
da sein Sohn schon vorher gestorben war, das Jngolstädter Herzogtum
an die Landshuter Linie.
b) In Landshut folgte auf Heinrich den Reichen sein Sohn
Ludwig der Reiche, der Gründer der Jngolstädter Universität (1472),
und aus diesen sein Sohn Georg der Reiche, ein angesehener Fürst und
Waffengenosse des Kaisers Maximilian. Nach seinem Tode 1503 ent¬
brannte zwischen den pfälzischen und den bayerischen Verwandten der
Landshuter Erbfolgekrieg (1504—1505), der zu Gunsten der
Münchner Linie entschied: für Ott-Heinrich von der Pfalz (vgl. Stamm-
tafel S. 89) wurde vom strittigen Erbe ein neues Fürstentum Neu-
burg-Sulzbach (die sogenannte Junge Pfalz) abgetrennt; Kufsteiu
uebst Rattenberg und Kitzbühel hatte Kaiser Maximilian für die auf-