22
Göttersagen.
14.
Rasch kamen die Götter
Zum Rate zusammen,
Die Göttinnen rasch
Zum Reden bereit.
Die himmlischen Häupter
Verhandelten da,
Wie den Hammer des Thor
Zu holen gelänge.
15.
Da hub Heimdall an,
Der hellleuchtende Gott,
Welcher da weise
Wußte die Zukunft:
„Bräutliches Leinen
Legen dem Thor wir an,
Er habe den hehren,
Den funkelnden Halsschmuck;
16.
Klug lass' er erklingen
Geklirr der Schlüssel;
Ein weiblich Gewand
Umwalle sein Knie;
Laß blinken die Brust ihm
Von breiten Juwelen,
Hochgetürmt und gehüllt
Das Haar ihm auch sein."
17.
Da hub Thor an,
Der hochernste Gott:
„Es würden die Götter
Mich weibisch schelten,
Legt' ich das bräutliche
Leinen mir an."
18.
Da hub Loki an,
Laufeyas Sohn:
„Thor, solcher Worte
Woll' dich enthalten;
Rasch werden die Riesen
Vom Reich uns verdrängen,
Holst deinen Hammer
Heim du nicht schnell."
19.
Bräutliches Leinen
Legten dem Thor sie an;
Er hatte den hehren,
Den funkelnden Halsschmuck;
Klug ließ er erklingen
Geklirr der Schlüssel;
Ein weiblich Gewand
Umwallte sein Knie;
Es blinkte die Brust ihm
Von breiten Juwelen;
Das Haar war gehüllt ihm
Und hoch getürmt.
20.
Da hub Loki an,
Laufeyas Sohn:
„Ich will dich gleichfalls
Begleiten als Maid;
Wir beide, wir reisen
Nach Riesenheim."
21.
Hastig die Hirsche
Heimgetrieben,
Wurden dein Wagen geschirrt
Wohl zur eiligen Fahrt.
Die Steine zerstoben,
Flamme stieg auf.
So reiste Odins Sohn
Nach Riesenheim.
22.
Da hub Thrym an,
Der Herrscher der Riesen:
„Auf! Aus! ihr Riesen,
Bereitet die Bänke!
Nun führt mir Freya,
Die Frau herein!"
23.
Heim kamen die Farren,
Die goldgehörnten,
Die schwarzen Rinder,
Dem Riesen zur Lust:
„Habe der Schätze viel,
Habe der Spangen viel,
Fehlte mir Freya
Zu steien annoch."