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3. Die Heeresreform. Wilhelm I. stand damals schon an der Schwelle
des Greisenalters: aber sofort wartete eine schwere Arbeit auf ihn. Blutenden
Mottle. Nach Lcnbach.
Herzens hatte er zusehen müssen, wie
unter seinem Bruder das Heerwesen
vernachlässigt wurde und darum zum
Schutz des Landes nicht ausreichte.
Nach der Verfassung sollte in Friedens¬
zeiten ein Prozent der Bevölkerung
unter Waffen stehen. Das hätten gegen
190000 Mann fein müssen; in Wirk¬
lichkeit waren es nur 120000, wie be¬
reits im Jahre 1815, als Preußen
noch zwölf Millionen Einwohner zählte.
So blieben jährlich Tausende von
kräftigen jungen Leuten daheim, die
wohl dienen konnten. Die Wehrkraft
Preußens wurde also nicht genug
ausgenützt. Das hatte eine sehr üble
Folge, wenn es Krieg gab; es mußten
nämlich, weil die Linientruppen zu
schwach waren, um so mehr Landwehr-
leute ausrücken, also Männer, die ge¬
wöhnlich für Weib und Kind zu
sorgen hatten. Aus diesem Grunde ver-
Bismarck. Nach Lenbach.
Kriegsminister von Roon.