120 Die Deutschen. Z. Deutsche Fürsten- und Länöergeschichte. §§ 143. 144.
Osterreich noch vor seinem Tode auf dem Wege zur höchsten Macht
zu sehen. Als nämlich Karl der Kühne schmählich geendet, griffen
alle Feinde, die er gehabt, namentlich aber der König von Frankreich,
nach seinen Besitzungen. Da wußte sich seine verwaiste Tochter
Maria von Burgund keinen andern Rat, als den ritterlichen
Kaisersohn, der einst um sie geworben, herbeizurufen und ihm mit
ihrer Hand auch ihre Lande anzutragen.*) So kamen die Nieder-
lande an das Haus Österreich; und da Maximilian, der bereits 1486,
noch zu seines Vaters Lebzeiten, zum römischen Könige erwählt worden
war, in kurzem auch das gesamte Gebiet der Habsburger in seiner
Hand vereinen mußte, so stand er in ganz anderem Ansehen, als sein
Vater es je genossen. Das Haus Österreich begann seine glänzende
Rolle zu spielen.
§ 144. Maximilian I., 1493—1519, Das Haus Habs-
burg als Weltmacht. Deutschland freilich hatte davon keinen
493-1519. Gewinn. Wohl sind unter Maximilian I., seitdem er 1493 dem
Vater gefolgt war, Reformen an der deutschen Reichsverfassung vor-
genommen worden: ein ewiger Landfriede ward verkündet, im
Reichskammergericht ein oberster Gerichtshof geschaffen, eine
Reichssteuer wurde durch die 10 Kreise, in welche das Reich ge-
teilt ward, erhoben — aber nicht dem Kaiser verdankte das Reich
diesen Anlauf zur Besserung, sondern den Kurfürsten. Maximilian
sah in all den Neuerungen nur Schmälerungen seiner Rechte. Das
Reich wurde ihm mehr und mehr verleidet. Ze weniger er in deutschen
Dingen ausrichten konnte — nicht einmal die Schweizer, die sich
damals thatsächlich vom Reiche lösten, konnte er bezwingen — um
so mehr richtete sich sein Blick auf die Erweiterung der Habsburgischen
Hausmacht. Und hierin begleitete ihn wie seinen Vater Friedrich III.
das Glück des Hauses Österreich **). Sein einziger Sohn von Maria
von Burgund war Erzherzog Philipp, der die burgundischen
Länder erbte. Derselbe vermählte sich mit Johanna, der Tochter
*) Vgl. den Spruch: Du, glückliches Österreich, freie!
**) 1. Friedrich HL f 1493
2. Maximilian I. f 1519
Gem.: Maria v. Burgund
I
Philipp
Gem.: Johanna v. Spanien
3. Karl (I.) V. f 1558 4. Ferdinand I. f 1564 Maria
Gem.: Anna v. Ungarn. Gem.: Ludwig v.
Ungarn.
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