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Knvrfi csnnhrrrfieit war bei Strafe von 50 Stokkschlägen unb bent
2SerIufte ber Freiheit VerVoten. Alle Kirchen genossen Asylrecht,
unb beffen Verletzung würbe mit 40 Schillingen Wergelb unb 40
Schillingen Friebensgeld beftraft.
Sprache, Wissenschaft und Kunst. Als sich nach der Völker-
Wanderung die germanischen Stämme von einander sonderten, ent¬
wickelten sich zwei von einander erheblich verschiedene H anptrnund-
arten- das Oberdeutsche und das Niederdeutsche Das
Svrachaebiet des Oberdeutschen war Alamanmen, Bajuwanen, Thüringen
und Frauken, das des Niederdeutschen die Länder zu beiden Seiten
der untern Elbe. „
Die Abfassung bes Gesetzbuches sowie ber zahlreichen Prwatvertrage unb
Synodalprotokolle in lateinischer Sprache setzt voraus, baß bei ben
Höhergestellten bie Kenntnis bes Lateinischen allgemein verbreitet war.
W i s f e n s ch a f t u n d K u u st fanden ausschließlich in den Klöstern
Vfieae. Die germanischen Helden- und Volksgesänge hatten der vielen
beidnifchen Elemente wegen, die ihnen anhingen, keine Aufzeichnung
in den Klöstern gefunden oder waren durch Veränderung des Stoffes
und der Form vielfach umgestaltet worden. Dafür aber wurde die
aeiMiche Dichtkunst gepflegt. Ans btefer Zeit stammt das älteste
Denkmal christlicher Dichtung, das nach feinem Fundorte genannte
„Weffobrunner Gebet". ..
In den Benediktinerklöstern beschäftigten sich die Mönche mit Ab-
schreiben von Büchern, und Hauptsächlich durch diese Thätigkeit wurden
uns die Geistesfchätze des griechischen und römischen Altertums er-
halten. Außerdem entstanden eine Reihe religiöser Schriften, besonders
Legenden und Lebensbeschreibungen von Heiligen. Bischof Art6o
(Arbeo) von Freifing (764) verdient durch feine Lebensbeschrei¬
bungen der Glaubensboten Emmeram und Korbinian den Namen de»
ältesten bayerischen Schriftstellers". Bischof Virgil von Salz-
bürg (750), beffen geographische Kenntnisse schon so weit gutgen, daß
er die Behauptung aufstellte, es gebe auf der Erde Gegenfüßlei, hat
in einem Werke über die Bekehrung der Bayern und Kärntner eute
äußerst schätzbare Quelle für die älteste bayerische Geschichte hinter-
lassen Der Unterricht der Jugend lag ebenfalls in den Händen
der Mönche. In Herrenchiemsee hatte 782 der Weihbischof Dobda
oder Tuti — wegen seiner Sprachkenntnifse der „Grieche" genannt —
eine Schule errichtet, und schon 744 wirkte der aus Bayern stammende
Priester Sturm, ein Schüler des hl. Bonifatius und der Begründer
des Klosters Fulda und feiner berühmten Schule, als Abt und Lehrer
daselbst.
Die Lehr gegenstände in ben Klosterschulen waren Grammatik Rhe¬
torik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie unb Musik (bie
sog. sieben freien Künste). — Die drei ersten Wissenschaften bezeich-
nete man als trivium, bie anberen als quadrivium.
Da die Regel des hl. Benedikt eine Abwechslung in Studium
und Handarbeit vorschrieb, so mußten sich die Ordensmitglieder auch