— 139 —
Schätze erwerben konnten. Derjenige Feldherr, der ihnen die meiste
Freiheit gestattete, hatte den größten Zulauf. (Mansfeld. Wallenftem.)
Dabei fragten sie nicht darnach, ob sie in Feindes- oder ^-reundesland
waren, es wurde nirgends etwas geschont. — A ber warum gestatteten
die Heerführer solches Plündern? Der Sold (10—15 Gulden)
war sehr hoch und erforderte so große Summen, daß weder Kaiser noch
irgend ein anderer Fürst ein großes Heer für die Dauer erhalten konnte.
Schon deshalb mußte das Rauben und Plündern gestattet werden, wenn
man das Heer zusammenhalten wollte. Dazu kam aber, daß man den
Sold nicht regelmäßig, oft auch gar nicht bezahlen konnte, so suchten steh
die Soldaten durch Raub zu entschädigen. Der Krieg mußte eben den
Krieg ernähren. Weiter waren ja die Söldner nicht zum Bleiben ver-
pflichtet; sobald es einem nicht gefiel, so lief er ins andere Heer über,
in dem mehr Freiheiten gestattet waren. — Was hatten solche Zu¬
stände zur Folge? Eine Begeisterung für die Partei, der das Söldner?
Heer diente, kannte ein so bunt zusammengewürfeltes Heer natürlich nicht;
ebenso war von Treue keine Spur zu stnden. Man kämpfte eben nur,
weil dadurch die Habsucht und Wollust befriedigt werden konnten. Es
war natürlich, daß man auch mit allen nur erdenklichen Mitteln die
Brandschatzungen ausführte, daß man dabei aller menschlichen Gefühle
bar die schlimmsten Roheiten und Gewaltthätigkeiten verübte, wie von
Zeitgenossen berichtet wird. (cf. Lehr- und Lesebuch p. 139—140.)
Eine weitere Folge war, daß die Söldner ein ausschweifendes und un¬
sittliches Leben führten. Völlerei und Trunksucht waren an der Tages¬
ordnung. Das Leben und Treiben eines solchen Söldnerheeres schildert
uns das Lehmannsche Bild: Lagerleben, besten Besprechung hier ein-
gefügt wird! — Wie kommt es wohl, daß wir im Lager so viele
Frauen und Kinder finden? Jeder Söldner nahm die Seinen mit,
wenn er heimatlos aus einem Lande in das andere geworfen wurde.
So konnte jeder auch im Felde seinen eigenen Haushalt führen.
Weiber und Kinder bildeten den Troß, folgten dem Heere auf seinem
Zuge, beluden sich mit Beute, vereinigten sich im Lager mit den Kriegern
und wohnten dann in Bretterhütten. — Was hatte dies zur Folge?
Verrohung der Frauen und Kinder; der Troß wurde zu einer großen
Landplage; denn Weiber und Kinder raubten und plünderten ebenso wie
die Krieger und verübten nicht weniger schreckliche Greuelthaten als jene.
— War der Vorrat aufgezehrt und die Gegend ausgesogen, so stellte
sich Hungersnot ein, allerhand Seuchen (Pest und Ruhr) rafften dann
täglich Hunderte dahin, durch das Heer und seinen Troß wurden diese
Krankheiten verschleppt, und dadurch wurden sie so verheerend.
Zusammenfassung nach bestimmten Gesichtspunkten: Die
Söldnerheere des dreißigjährigen Krieges. a) Werbung und
Besoldung, b) Ausrüstung, c) Aus dem Marsche, d) Im Lager,
e) In der Schlacht.
III. Wie es kam, daß der dreißigjährige Krieg über
unser deutsches Vaterland so namenloses Elend
brachte?
1. Inwiefern brachte er namenloses Elend über Deutsch-
land? Im Anschluß an diese Frage werden die Schüler angehalten, die
Folgen des großen Krieges eingehend zu schildern.