Full text: Das Neunzehnte Jahrhundert (Bd. 3)

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nuten unter Wasser aushalten, 76 Sekunden war in 14 Füllen, die er 
aufgezeichnet hatte, die durchschnittliche Zahl — häusig stürzte, wenn 
sie an die Oberfläche kamen, das Blut aus Mund, Auge und Nase des 
Schwimmers, allein sie sind dennoch imstande, ihr Geschäft drei bis 
viermal in einer Stunde zu wiederholen. So auch ist es mit den 
Tauchern des indischen Meeres und zwei Minuten das Höchste, wozu 
ein guter Taucher es bringt. 
Sind die ersten fünf Taucher in ihre Schifflein zurückgekehrt, so 
stürzen sich fünf andere ins Meer, dann kommt an die dritte und vierte 
Partie und hierauf wieder an die erste die Reihe. Gegen Mittag 
kehrt die ganze Flotte von Perlenbooten zurück zum Strande. Ein 
buntes tosendes Gewimmel beginnt nun, indem bei dem bekannten wilden 
Lärm der indischen Märkte niemand sein eigenes Wort versteht. Hat 
endlich jeder Herr sein Schifflein gefunden, macht er ein freundliches 
oder verdrießliches Gesicht, je nachdem der Fang seinen Erwartungen 
entsprochen hat oder nicht, und nun beginnt auf der Stelle ein lustiger 
Schacherhandel, iu welchem jeder den andern zu prellen, zu überlisten 
sucht; die Pächter der Fischerei pflegen zwar nicht anders, als unter 
sehr günstigen Bedingungen zu verkaufen, aber die Besitzer der Boote, 
die Schiffer, die Taucher, welche alle in Perlen bezahlt werden, wollen 
ihre Waren sogleich los sein, und so wird denn durchschnittlich die 
Perle zu dem Preise von 10 Pfennigen verkauft, die fünf Minuten 
später, wenn sie dort gleich an Ort und Stelle gebohrt und poliert 
ist, 75 bis 90 Mark gilt. 
Noch eine andere Art von Handel ist mit einer Lotterie ver- 
bunden, eine große Anzahl von Muscheln, deren Inhalt man nicht 
kennt, da das Tier, das sie bewohnt, ihr Gehäuse mit außerordent- 
licher Kraft verschließt, wird zum Verspielen ausgestellt, der Besitzer 
setzt einen Preis für sie fest, sechs, acht, zehn Personen treten zu- 
sammen, um diesen Preis zu zahlen, jede derselben nimmt ein Los; 
wer das Glück hat, gewinnt für ein Achtel des an sich geringen 
Preises (weil niemand weiß, was die Muscheln enthalten, mag nie- 
mand viel geben, und so wag^ denn auch der Besitzer keine großen 
Forderungen) die ganze Masse von Muscheln; es ist nun zwar mög- 
lich, daß er unter zwanzigen anch nicht eine findet, die Perlen hätte, 
doch ist dieses ein höchst seltner Fall, gewöhnlich hat eine ausge- 
wachsene Muschel deren sieben bis elf, vielleicht auch eine, die den 
Gewinnenden sogleich zum reichen Manne macht, weil sie 40- bis 
50 000 Piaster wert ist. 
Die eigentlichen Herren des Handels, die Pächter der Fischereien, 
Lassen ihre Muscheln nun auf große Haufeu schütten und der Sonne 
aussetzen, bis sie sich geöffnet haben, wo man dann die Perlen heraus- 
nimmt, oder sie lassen sie in Fässer bringen, zuspunden und in Ver- 
wesnng übergehen, da sich dann die Muscheln auch öffnen und die 
Perlen genommen werden können; dies ist die abscheulichste Arbeit,
	        
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