Full text: Von den alten Deutschen bis zum Jahre 1648 (Teil 1)

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Er suchl umsonst die Gold- 
tinktur; 
Es will ihm nie gelingen, 
Dem Zaubermeister der Natur 
Den Schlüssel abzuringen. 
Er stampft im Mörser emsiglich 
Salpeter, Kohlen, Schwefel, 
Und rief den Teufel gern zu sich, 
Wär's nur kein solcher Frevel. 
Nun schürt die Glut er wieder 
frisch 
Daß rings die Funken spritzen, 
Und einer springt in das Ge- 
misch —: 
Da plötzlich jagt mit Blitzen 
Die Mörserkeul' ein Donnerschlag 
An des Gewölbes Decken, 
Geschleudert an den Boden lag 
Der Mönch mit Todesschrecken. 
Und als er wieder schwankt 
empor, 
Ist's ihm. als ob er träume; 
Durch des geteilten Rauches Flor 
Schaut er in ferne Räume. 
Und deutlicher stellt sich ihm dar 
Ein schauerlich Gebilde: 
Es drangen Krieger, Schar auf Schar, 
Sich aus ein Schlachtgefilde. 
Aus Rohrgewehren knallen sie 
Sich Blitz um Blitz entgegen, 
Und todesröchelnd fallen sie 
N-m einem Kugelregen. 
Er sieht, aus Rädern hergeschafft. 
Viel Mörser, deren Mündung 
Spie Globen aus mit Donnerkraft 
Vulkanischer Entzündung. 
Wo das Geschoß hin wetterte. 
Da riß es Reihen nieder; 
Es lagen rings zerschmetterte, 
Zuckende Menschenglieder. 
Es stürzten Felsenburgen ein, 
Zertrümmert unter Bomben; 
Die Fluren wurden Wüstenei'», 
Die Städte Katakomben. 
Da schritt der Tod im Riesen- 
gang 
Das Leichenfeld hinüber; 
Die Sense triumphierend schwang 
Nach Bertold er herüber 
Und rief ihm zu: „Wie bin ich dir, 
O Mönch, so sehr verbunden, 
Daß du ein solches Elixier 
Zu meinem Dienst erfunden!" 
Und als das Bild verschwunden 
war, 
Kniet Bertold in der Zelle: 
„Als Alchimist war, unsichtbar. 
Der Teufel mein Geselle! 
In diesem Pulver war mir nah 
Der Hölle schwarzer Samen; 
O Gott, verhüte, was ich sah; 
Gib mir nicht Schuld dran, 
Amen!" Schnetzler. 
17. Gutenberg. 
Leis atmet der Dom, die weite Stadt, 
Dem Schlaf in den Arm gesunken, 
Im Zimmer blickt die Lampe matt 
Und nicket schlummertrunken: 
Er aber ist wach, und groß und klar, 
Wie draußen die Sterne glühen, 
Durch Geist und Gemüt ihm wunderbar 
Gedanken, göttliche, ziehen.
	        
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