Full text: Erzählungen aus der deutschen und mecklenburgischen Geschichte

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2. Alt-Mecklenburg und seine Fürsten. 
(Siehe zunächst Teil I. Nr. 3.) 
1. Karl der Große und die Sachsen. — Die ersten Nach¬ 
richten über unsere Vorfahren erhalten wir zur Zeit Kaiser Karls 
des Großen. Dieser große Herrscher hat fast während seiner ganzen 
Regierungszeit Krieg geführt. Sein schwerster Krieg galt den 
Sachsen, denn er wollte sein Reich gegen diese unruhigen Nachbarn 
sichern, sie unterwerfen und zum Christentum bekehren. Wenn Karl 
aber meinte, sie besiegt zu haben, brachen sie immer von neuem 
hervor. Um sie daher desto besser in Ruhe und Ordnung halten zu 
können, suchte er Verbündete gegen sie bei ihren östlichen Grenz- 
nachbarn, den Obotriten. 
2. Witz in, der Obotritenfürst, war auch bereit dazu, Karl hüls-- 
reiche Hand zu leisten. Allein er hatte selbst Feinde, denn wiederum 
seine Nachbarn, die Milzen, drohten ihm mit Krieg, vielleicht von den 
Sachsen dazu veranlaßt. Karl entschloß sich deshalb, seinem Ver- 
bündeten Ruhe zu schaffen. Er ging mit einem großen Heere über 
die Elbe und drang ins Land der Wilzen ein. Diese vermochten 
der großen Übermacht nicht zn widerstehen. Sie unterwarfen sich 
und mußten Geiseln stellen. 
3. Thrasco. — Im Jahre 795 wurde der Obotritenfürst 
Witzin durch die Sachsen getötet. Karl rächte seinen Verbündeten 
durch einen blutigen Kriegszug ins Sachsenland. Doch diese faßten 
immer wieder Mut und zogen bald darauf abermals gegen die 
Obotriten aus. Aber sie wurden von Thrasco, dem neuen Beherrscher 
der Obotriten, geschlagen. Als dann Karl später abermals in 
Sachsen eindrang und einen Teil der unruhigen Nachbarn mit Weib 
und Kind ins Frankenland versetzte, schenkte er die erledigten Gaue 
dem Obotritensürsten Thrasco und machte ihn zum Fürsten über die 
übrigen Wendenstämme. Bei diesem Zuge Karls waren viele von den 
Sachsen zum Dänenkönig Godofried geflüchtet. Karl beschied den- 
selben zu sich, um mit ihm über die geflüchteten Sachsen zu ver- 
handeln. Aber Godofried kam nicht, sondern unternahm einen 
Kriegszug gegen Thrasco, Karls Günstling. Er kam über das 
Meer, griff Thrasco im eigenen Lande an und zerstörte mehrere 
Burgen. Da nun außerdem ein Teil der Wenden, über die der 
Obotritenfürst von Karl zum Herrscher gesetzt war, zu Godofried 
überging, andererseits aber auch die Wilzen denselben unterstützten, 
so sah sich Thrasco genötigt, sein Heil in der Flucht zu suchen. 
Godofried machte sich nun einen Teil der Obotriten zinsbar und 
kehrte, nachdem er noch die Burg Rerie, an der Stelle des heutigen 
Wismar, zerstört hatte, mit Beute beladen in sein Land zurück. Er
	        
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