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Diese Bitte war dein König willkommen; er sagte sie ihm zu
und besichtigte gleich am andern Tage die Schatzkammer. Alles war
in der vollkommensten Ordnung, und Ali Beg überführte ihn, daß
Schach Abbas den vermißten Säbel selbst herausgenommen und mit
den Diamanten ein anderes Kleinod habe schmücken lassen, ohne daß
er es in seinem Verzeichnisse bemerkt habe. Der König konnte nichts
dagegen einwenden; allein sein Mißtrauen hatte ihn noch nicht ver¬
lassen. Er ersann einen Vorwand, um den Schatzmeister in sein
Haus zu begleiten; denn hier vermutete er die vielen Kostbarkeiten
zu finden, von betten ihm seine Höflinge gesagt hatten. Zu seiner
großen Verwunderung war auch hier alles anders. Gemeine Tapeten
deckten die Wände; die Zimmer waren mit nicht mehr als notdürf¬
tigem Hausrat versehen, und Sofi mußte selbst gestehen, ein mittel¬
mäßiger Bürger wohne köstlicher als der Großschatzmeister seines Reichs.
Er schämte sich dieser zweiten Täuschung und wollte sich entfernen,
als ihm ein Höfling eine Thüre am Ende eines Ganges zeigte, die
mit zwei starken eisernen Riegeln verschlossen war.
Der König ging näher und fragte den Ali Beg, was er unter
so großen Schlössern und Riegeln verwahre. Ali Beg schien erschrocken,
sein Gesicht errötete; er erholte sich aber wieder und sprach: „Herr,
in diesem Gemache bewahre ich das Liebste, was ich auf der Wel:
habe, mein wahres Eigentum. Alles, was du in diesem Hause ge¬
sehen hast, gehört dem Könige, meinem Herrn; was dieses Zimmer
enthält, ist mein. Aber es ist ein Geheinmis; ich bitte dich, verlange
nicht es zu sehen!"
Dieses ängstliche Betragen schien dem argwöhnischen Sofi Gefühl
der Schuld, und er befahl mit Heftigkeit die Thüre zu öffnen. Das
Gemach that sich auf, und siehe da, vier weiße Wände, mit einem
Hirtenstabe, einer Flöte, einem schlechten Kleide und einer Hirtentasche
geschmückt, das waren die Schätze, welche die eisernen Riegel und
Schlösser verwahrten!
Alle Anwesenden erstaunten, und Schach Sofi schämte sich zum
drittenmal, als Ali Beg mit der größten Bescheidenheit also sprach:
„Mächtiger König, als mich der große Abbas auf einem Berge an¬
traf, wo ich meine Herde hütete, waren diese Arniseligkeiten mein
ganzer Reichtum. Ich bewahrte seitdem denselben als mein einziges
Eigentum, das Denkmal meiner glücklichen Kindheit, und der gro߬
mütige Fürst war zu gütig, als daß er es mir hätte nehmen wollen.
Ich hoffe, Herr, auch du wirst es mir nicht nehmen und mich mit ihm