Full text: Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen

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I. Aus den ältesten Zeiten. 
b. Auf die Steinzeit folgte das Bronzezeitalter; jetzt traten an 
die Stelle der Steingeräte Gegenstände aus Bronze. Diese besteht 
aus 90 Teilen Kupfer und 10 Teilen Zinn. Waffen und Geräte 
aus Bronze wurden wohl immer durch umherziehende Händler in 
unsere Gegenden eingeführt. Die in späterer Zeit im Lande selbst 
hergestellten Bronzegegenstände stehen an Schönheit der Arbeit den 
eingeführten nach. Bronzefunde würben in allen Ländern Europas 
gemacht; bei uns waren die Fundorte die sogenannten Hünengräber, 
das sind Grabhügel, die man in der Heide und an alten Heer¬ 
wegen fand, bedeckt mit großen Findlingen. Das Volk nannte sie 
Heidensteine oder auch „Backöfen des Teufels". Da nach der Sage 
die Hünen (Riesen) die Findlinge benutzt haben sollen, um sich im 
Kampf damit zu bewerfen, hießen sie auch Hünensteine. 
Die Heimat der Findlinge oder erratischen (verirrten) Blöcke ist Schweden- 
Norwegen. Früher war unsere Heimat noch von Eismassen bedeckt, die Gletscher 
jener Länder erstreckten sich über die ganze norddeutsche Tiefebene. Wie noch 
jetzt bte Gletscher in den Alpen zeigen, bewegen sich die Eismassen langsam aber 
ständig abwärts. Durch sie wurden Felsenzacken abgebrochen und am Wege 
liegende Steinblöcke mitgeführt. Als sich in späterer Zeit die Erde in unserer 
Gegend mehr erwärmte, schmolz der Gletscher im südlichen Teil ab und trat 
immer mehr nach Norden zurück. Dabei blieben die abgerundeten und sehr 
harten Steinblöcke liegen. 
Zahlreich entdeckte man die Gräber, oft zu wahren Kirchhöfen 
der Urzeit vereinigt, in Westfalen in der Senne bei Paderborn, bei 
Vlotho, am Teutoburger Walde, bei Büren, im Gebiet der Ruhr, 
im Tecklenburgifcheu. Man fand in den Hünengräbern außer kleinen 
Krügen und Geräten auch größere Tongefäße und Urnen, die oft 
mit Punkten, Linien und Bändern verziert waren und die Asche 
verbrannter Leichen enthielten. Unsere Urahnen waren also An¬ 
hänger der Leichenverbrennung. Die ältesten Urnen sollen schon 
300 bis 500 Jahre vor Christi Geburt beigesetzt sein. 
c. Nach der Bronzezeit lernten unsere Vorfahren die Ver¬ 
arbeitung des Schmiedeeisens kennen. Aus der Eisenzeit fand man 
Schmucksachen und Geräte auch in Westfalen, namentlich bei Rheine 
und Haltern. Man glaubt, daß sie von den Kelten herstammen, 
die vor den Germanen unsere Gegenden bewohnten. 
2. Die Germanen kommen ins Land. 
a. Die Einwanderung der Germanen. Die Kelten sind die 
ältesten Bewohner unserer Provinz, von denen wir Nachrichten 
haben. Sie wohnten bis zur Weser. Östlich von ihnen bis zur 
Weichsel, im Süden bis zu den mitteldeutschen Gebirgen hatten die 
Germanen ihre Wohnsitze. Vor den ungestüm nach Westen vor¬ 
dringenden Germanen mußten die Kelten über den Rhein zurück¬ 
weichen; ein Teil wurde von den Siegern als Unfreie und Hörige 
in Knechtschaft gehalten. Die keltische Sprache erlosch schnell und 
lebt bei uns nur noch in einigen Gebirgs- und Flußnamen fort,
	        
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