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Bilder aus der deutschen Geschichte. 
Heu sitze und auf einem großen französischen Weißbrote den Brief an 
Euch schreibe. Mir gegenüber sitzen drei Musketiere, welche höchst 
verdächtig mit meinem eilig hergerichteten Schreibtische liebäugeln. 
Da Ihr, liebe Eltern, gewiß bald aus der Kunstanstalt von 
Gustav Kühn in Neuruppin Bilder von der Schlacht bei Wörth sehen 
werdet, so will ich Euch einiges Nähere über die Schlacht mitteilen. 
Nur erwartet nicht eine genaue Schilderung ihres Verlaufes! Ein Soldat 
hat überhaupt keinen Überblick über den Gang eines Kampfes und 
kann nur berichten, was zunächst um ihn herum vorgegangen ist. 
Außerdem denkt man in einer Schlacht so wenig oder besser so viel, 
daß man keine klaren Gedanken faßt; ein Bild verdrängt das an¬ 
dere, ein Erlebnis verjagt das andere, so daß wenig in der Erin¬ 
nerung bleibt. 
Nachdem wir eine schreckliche Regennacht durchgemacht hatten, 
in welcher an Schlaf nicht zu denken war, denn das Wasser schoß in 
Strömen über den Boden hin, wurden wir früh alarmiert. Es mochte 
halb vier Uhr sein. Anfangs ging es im gewöhnlichen Schritte, dann 
immer schneller, zuletzt eilten wir im Laufschritt auf eine Mühle zu. 
Es war die Gunstetter Bruchmühle. Die Marburger Jäger hatten 
dies Gebäude gestürmt, und wir drangen dicht hinter ihnen vor. Bei 
der Mühle war eine kleine Brücke, zu deren Seilen wir durch die 
Sauer gingen; hinter der setzten wir uns fest. Vor uns lag die 
Landstraße nach Hagenau und dahinter die Höhen von Eberbach. 
Wir bildeten den linken Flügel und halten also den rechten der Franzosen 
vor uns. Die Gräben an der Landstraße waren dicht mit Zuaven 
und Turkos besetzt, und über die Ebene weg sahen wir dunkle, schwarze 
Punkte, die Köpfe der Neger, welche aus den Gräben sahen. Sie 
gaben sehr bequeme Zielpunkte ab. 
Nach längerem Kampfe ging unser Bataillon nach der Land¬ 
straße vor. Wir folgten eine kurze Zeit der Chaussee, dann wandten 
wir uns den bewaldeten Höhen zu und gingen in der Richtung nach 
Elsaßhausen. In einem Hohlwege, den wir zu durchschreiten hatten, 
verloren wir sehr viele der Unsrigen; denn es regnete förmlich Kugeln. 
Im Walde gerieten wir dicht an die Zuaven und Turkos. Von 
Baum zu Baum mußten wir vordringen, hier war es wirklich ein 
Kampf ums Leben. 
Und plötzlich war es mir, als gäbe mir jemand einen fürchter¬ 
lichen Stoß an das rechte Ohr. Da ich oft gelesen, wie Leuten in 
der Schlacht der Kopf abgeschossen worden war, ohne daß sie es in 
der Hitze des Gefechtes merkten, so schüttelte ich mein Haupt hin und 
her; doch es saß noch ganz fest. Also vorwärts! Allein plötzlich rieselte 
mir das Blut so stark vom Kopfe, daß ich einsah, ich sei doch ver¬ 
wundet. Es war ein Streifschuß am Kopfe. Ich verband mich nun 
und lehnte mich wieder an einen einsam stehenden Baum, vor mir
	        
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