Full text: Bilder aus der Alten und vaterländischen Geschichte

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Dorthin zogen die beutegierigen Haufen; aber der eine ward bei Sonders¬ 
hausen und der andere bei Riade an der Unstrut vernichtet. Heinrich 
entflammte den Mut seines VolkesHrch tapfere, fromme Rede. Das Reichs¬ 
banner mit dem Bilde des Erzengels Michael ward vorangetragen und das 
Feldgeschrei „Kyrie eleison" angestimmt. Grausig klang das „Hui hui" der 
Ungarn, und reiche Ernte hielt der Tod. Aber endlich siegte die deutsche 
Begeisterung und Kriegskunst. Die Mehrzahl der Ungarn lag erschlagen auf 
dem Schlachtfelde, die andern flohen voll Entsetzen; viele christliche Sklaven 
wurden befreit, 7 ungarische Führer mit abgeschnittenen Nasen und Ohren als 
warnendes Beis-pN"heimgeschickt. Heinrich starb zu Memleben an der Unstrut 
und liegt in Quedlinburg begraben. Seine Gattin war die heil. Mathilde. 
Oft und gern weilte sie zu Nordhausen in dem von ihr gestifteten Kloster. 
7. Otto I. der Große (936—973). 
1. Seine Krönung. Otto, Heinrichs ältester Sohn, war schon bei Leb¬ 
zeiten seines Vaters einstimmig zum Könige gewählt worden. In Aachen wurde 
er mit großer Pracht gekrönt. Vier Reichsfürsten versahen dabei die Erzämter, 
wie es seitdem üblich wurde. Der Erzkämmerer 
sorgte für Wohnung und Bewirtung der Gäste; der 
Erztruchseß setzte die Speisen auf den Königstisch; 
der Erzschenk goß den Wein ein; der Erzmar¬ 
schall brachte die Rosse unter. — Otto hatte eine statt¬ 
liche Gestalt, einen festen Charakter, einen hellen Ver¬ 
stand und ein frommes Herz. Wegen seiner edlen Eigen¬ 
schaften, herrlichen Kriegsthaten und ruhmvollen Regie¬ 
rung nannte man ihn schon bei Lebzeiten „den Großen". 
2. Kämpfe im Innern. Weil Otto nach Allein¬ 
herrschaft strebte, streng und heftig war, so brachen 
viele Empörungen aus. Aber wie der Löwe warf er 
seine vielen Feinde nieder, verzieh ihnen jedoch gro߬ 
mütig, wenn sie sich demütigten. Sein eigner Bruder 
Heinrich erhob dreimal die Fahne der Empörung. Das 
dritte Mal verzieh ihm Otto am Weihnachtsfeste im 
Dome zu Frankfurt a. M. auf die Fürbitte seiner 
Mutter und nach einem demütigen Fußfalle. Otto 
dehnte die Grenzen seines Reiches weit aus und setzte 
sich bei allen Nachbarn in das höchste Ansehen. In den 
nördlichen und östlichen Grenzmarken gründete er Bistümer (Schleswig, Havel¬ 
berg, Brandenburg, Magdeburg, Meißen u. a.) und ließ durch Missionare und 
Ansiedler Christentum und Deutschtum verbreiten. 
3. Kampf in Italien. Wilde Unordnung hatte in Italien überhand 
genommen. Die junge, schöne Königswitwe Adelheid, deren Mutter Bertha 
den Ehrennamen „die Spinnerin auf dem Throne" trägt, wurde hart be¬ 
drängt. Es wird erzählt, daß sie von ihrem Feinde in einen Turm ein¬ 
geschlossen worden sei, weil sie sich weigerte, seinen häßlichen Sohn zu ehe¬ 
lichen. Ein treuer Mönch habe sie aber durch einen unterirdischen Gang 
gerettet. Sie bat den deutschen Kaiser um Hilfe und bot ihm Hand und 
Krone an. Der ritterliche Otto kam über die Alpen, besiegte ihren Feind 
und nahm sie zur Gemahlin. 
4. Ungarnschlacht auf dem Lechfelde (955). Des Kaisers Sohn 
Ludolf und Schwiegersohn Konrad glaubten sich zurückgesetzt und lehnten
	        
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