Full text: Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern

16 II. Die Zeit des Kampfes zwischen Heidentum und Christentum. 
hielten Kirchenversammlungen ab, auf denen vor Raufhändeln, Fluchen, 
Trunkenheit und Todschlag gewarnt und zu Beten, Fasten, Almosen¬ 
geben und frommem Lebenswandel ermahnt wurde. Auch viele Klöster 
sind damals gegründet worden, so z. B.: St. Peter zu Salzburg, St. 
Emmeram zu Regensburg, St. Marien zu Freising, Tegernsee n. a. m. 
5. Die Geistlichen genoffen eine bevorzugte Stellung. Die Bischöfe 
waren oft Ratgeber der Herzöge. Für die Verletzung eines Priesters 
mußte zwei bis dreifaches Wergeld bezahlt werden. Auf Kirchendiebstahl 
stand besonders schwere Strafe. Alle Gotteshäuser genoffen das Asyl¬ 
recht, d. H. sie gewährten den Flüchtlingen Schutz. Wer an Sonntagen 
Handarbeit verrichtete, erhielt 50 Schläge auf den Rücken; wer am 
Sonntage reiste, wurde um 12 Schillinge gestraft. 
16. Konifatius. 
745. 
1. Zu des Königs Chlodwig Zeiten kamen viele Sendboten aus 
Irland und England, wo das Christentum schon früher heimisch ge¬ 
worden war, nach Deutschland, um ihren Stammesverwandten die 
christliche Lehre zu verkünden. Das gesegnetste Werkzeug zur Be¬ 
kehrung der Deutschen war aber der Engländer Winfried. Er wandte 
sich zuerst zu den Friesen. Mit neuem Eifer hingen diese ihren alten 
Göttern an und erflehten deren Schutz gegen die Franken, die ihre 
Unabhängigkeit bedrohten. Alle Anstrengungen der bisherigen Frieseu- 
missionare schienen vergeblich gewesen zu sein. Winfried ging zum 
Papste, holte sich Rat für fein schweres Werk und langte im Jahre 718 
am nördlichen Fuße der Alpen an. Nachdem er in verschiedenen Gauen 
umhergezogen, ließ er sich bei den Thüringern nieder und begann sein 
Werk mit gutem Erfolge. Der Papst weihte ihn zum Bifchofe. 
2. Dann wandte sich Bonifatius zu den Hessen. Diese hatten bei 
dem Dorfe Geismar in der Nähe von Fritzlar eine heilige Eiche von 
wunderbarer Größe. Diesem alten Baume des Aberglaubens legte 
Bonifatius vor versammeltem Volke die Axt an die Wurzel; seine 
Genoffen halfen ihm zuschlagen, und ein Sturmwind stürzte den 
Baum, daß er in vier Stücke zersplitterte. An demselben Orte und 
mit demselben Holze baute Bonifatius ein christliches Bethans. Die 
Hessen erkannten die Ohnmacht ihrer Götzen und bekehrten sich. 
Bonifatius und seine Schüler haben viele Kirchen und Klöster ge¬ 
gründet; das Kloster Fulda ist das berühmteste und wichtigste dar¬ 
unter geworden. Alle Bekehrten fügte er der Ordnung der römischen 
Kirche ein, so daß auch die deutsche Christenheit fortan ein Glied der 
katholischen, d. h. allgemeinen Kirche wurde. Um dieser gesegneten 
Thätigkeit willen machte ihn der Papst zum Erzbischof von Mainz, 
und Bonifatius erhielt nunmehr seinen ständigen Wohnsitz in dieser 
Stadt.
	        
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