Full text: Geschichte für evangelische Schulen (Nr. 4)

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B. Brandenburgisch-Preußische Geschichte. 
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hielten die Macht in den Händen. Prenßen und Österreich schlossen darauf einen Bund, 
um in Frankreich die Ordnung wiederherzustellen. Ihre Heere vermochten jedoch 
nichts auszurichten, weil das ganze französische Volk zu den Waffen griff. Ludwig XVI. 
wurde nun angeklagt, die Feinde in das Land gerufen zu haben. Man warf ihn ins 
Gefängnis und enthauptete darauf ihn und seine Gemahlin. Nochmals drangen die 
Verbündeten in Frankreich ein. Die Preußen erfochten auch einige Siege, zuletzt 
wurden sie aber von den Österreichern schlecht unterstützt, weshalb Friedrich Wil¬ 
helm II. mit den Franzosen Frieden schloß, in dem er das linke Rheinufer an Frank¬ 
reich abtrat. 
3. Erwerbung neuer Länder. In Polen bestanden um jene Zeit zwei 
Adelsparteien. Die eine wollte Ordnung im Lande schaffen und suchte Hilfe 
bei Preußen. Die andre hatte ihre Hoffnung auf Rußland gesetzt und rief 
russische Truppen ins Land. Preußen durfte es nicht dulden, daß Rußland 
den ganzen Rest von Polen an sich riß, und ließ deshalb auch Truppen ein¬ 
rücken. So kam es 1793 zur zweiten und 1795 zur dritten Teilung Polens. 
Preußen erhielt dabei die Städte Danzig und Thorn, die heutige Provinz Posen 
und große Gebiete von dem heutigen Russisch-Polen, im ganzen etwa 2000 
Quadratmeilen mit 2 Millionen Bewohnern. Diese bedeutende Erweiterung 
des Staates war freilich für Preußen kein großer Gewinn; denn die Bewohner 
der neuen Gebiete hatten eine andre Sprache, andre Sitten und einen andern 
Glauben als die Bewohner der alten Provinzen, und der polnische Adel war 
gegen Preußen feindlich gesinnt. Die Erwerbung von Danzig und Thorn war 
jedoch für die Sicherung des Handels auf der Weichsel sehr wichtig. Im Inneren 
Deutschlands erwarb Friedrich Wilhelm II. durch einen Vertrag Ansbach und 
Bayreuth. 
VIII. Das Ende des alten Deutschen Reiches (1806). 
1. Napoleon Bonaparte. Zn den Männern, die sich während der Französischen 
Revolution besonders hervortaten, gehörte Napoleon Bonaparte. Er wurde 1769 
auf der Insel Korsika als Sohn eines Rechtsanwalts geboren. Weil er Offizier werden 
wollte, besuchte er eine Kriegsschule in Frankreich. Hier zeichnete er sich durch Fleiß 
und Klugheit aus; aber er war auch launenhaft, hochmütig, ehrgeizig und herrsch¬ 
süchtig. Als die Revolution ausbrach, trat er auf die Seite der Empörer und kam durch 
seine Klugheit und Tapferkeit zu hohen Ehren. Im Alter von 26 Jahren war er bereits 
General. Bald darauf setzte er durch seine Siege ganz Europa in Staunen. .Er schlug 
die Österreicher in mehreren Schlachten und vertrieb sie aus Italien. Dann erschien 
er in Ägypten, um durch die Besetzung dieses Landes die Herrschaft über das Mittel¬ 
meer zu gewinnen. Auf dem Lande erfocht er dort glänzende Siege; aber seine Kriegs¬ 
flotte wurde von den Engländern gänzlich vernichtet. Dennoch gelang es Napoleon, 
Frankreich wieder zu erreichen. Hier ließ er sich zum Ersten Konsul wählen und trat 
damit an die Spitze des Reiches. Durch siegreiche Feldzüge und kluge Verhandlungen 
drängte er den Feinden seines Landes bald den Frieden auf. Deutschland mußte dabei 
alle deutschen Gebiete auf dem linken Rheinufer an Frankreich abtreten. Die deutschen 
Fürsten wurden jedoch für den Verlust dadurch entschädigt, daß sie im Innern Deutsch¬ 
lands Gebiete erhielten, die bis dahin entweder Eigentum geistlicher Fürsten gewesen 
waren oder unmittelbar unter dem Kaiser gestanden hatten, wie die freien Reichs-
	        
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