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der Vater sich nicht hatte entschließen können. Von Anfang an
baute er auf den von diesem gelegten Grundlagen rüstig weiter.
Seine folgenreichste Wirksamkeit knüpft sich an sein Bestreben,
dem bis dahin durchaus vorwiegenden Einflüsse der Beamten
weise Schranken zu ziehen und statt dessen der Mitwirkung der
Gemeinde- und Kirchengenossen, wie der Staatsbürger bei der
Verwaltung der gemeinsamen Angelegenheiten Raum zu schaffen.
Das wird ihm nie vergessen werden, zumal da er schwere Be¬
denken bei dieser Umwandlung trug und darin durch die
fieberhaften Volksbewegungen des Jahres 1848 sich _ bestärkt
fühlte. Wenn er dennoch die neue Staats- und Kirchen¬
verfassung eingeführt und unwandelbar in der ganz um¬
gewandten Richtung ausgeharrt hat, so müssen wir darin
ein von ihm gebrachtes, nicht geringes Opfer erkennen und es
als einen Beweis von hohem, echtem Herrschersinne für immer
in Ehren halten.
Unter seinem Sohne Nikolaus Friedrich Peter
(geb. am 8. Juli 1827) ist die Neugestaltung des ganzen
öffentlichen Lebens in ungeahntem Umfange zum Abschlüsse ge¬
bracht. Statt alles andern sei nur auf die Hebung des Straßen-
und Verkehrswesens aufmerksam gemacht. Als hervorragendste
Veränderung erscheint die Wied er erw eckun g des deutschen
Kaisertums. Zahllose Sorgen und schwere Kämpfe hat sie
auch uns gekostet. Unsere tapferen Truppen haben 1864 gegen
Dänemark, 1866 gegen Österreich und halb Deutsch¬
land, 1870 gegen Frankreich ihr Heldenblut vergossen. Unser
Großherzog hat dabei unter bedeutenden Opfern das Banner voran¬
getragen, indem er sich unverbrüchlich an die Vormacht Preußen
anschloß. Ihr hat er die Wege zur Gründung von Wilhelms¬
haven bahnen helfen (seit 1853). Durch die Vermählung des
Erbgroßherzogs Friedrich August mit der Tochter des Prinzen
Friedrich Karl, Prinzessin Elisabeth, ist er ihr verwandt¬
schaftlich nahe getreten. 1870 ist er persönlich mit nach Frankreich
gezogen gleich dem treuen Vater, der seinen Kindern auf allen
Wegen zur Seite steht. Und feine Gemahlin Elisabeth,
geborene Prinzessin von Sachsen-Altenburg,hat ihm damals
wie immer bei seiner unausgesetzten Sorge für das Wohl feines
Volkes wahrhaft landesmütterlich die Hand geboten.
Gott segne auch ferner unser Fürstenhaus und unsere liebe
Heimat!