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Geschichte des Alterthums. — Die Römer.
welche die Gestalt eines Schwans annehmen, fliegen und schwimmen können, und
gern am Seeufer weilen. In kühler Flut badend, legen sie am Ufer den Schwan¬
ring oder das Schwanhemd ab. Wer es raubt, hat sie in seiner Gewalt, daß sie
nicht mehr fortfliegen können. Auch au Wald- und Wasserfrauen (Nixen) wurde
geglaubt.
Riesen und Elfen. Unter den andern Geistern sind die Riesen und Elfen
die merkwürdigsten. Beide wurden früher als die Menschen geschaffen; die Men¬
schen stellten die rechte Mitte zwischen ihnen dar; denn um so viel die Riesen
größer sind als die Menschen, um so viel kleiner sind die Elsen. Die rohe,
derbe Riesennatur trotzt auf das Gefühl ihrer sinnlichen Kraft; der schlaue,
scheue Zwerg ist sich seiner geistigen Ueberlegenheit bewußt. Die Elfen sind ent¬
weder Lichtelfeu oder schwarze Elfen. — Die Lichtelfen sind wohlgebildet und
ebenmäßig, die schwarzen häßlich und Mißgestalt; jene strahlen von zierlicher Schön¬
heit und tragen ein leuchtendes Gewand; diese haben einen Höcker, schwarze oder
graue Farbe und grobe Tracht. Ihre Größe wird verschieden bestimmt; bald er¬
reichen sie das Wachsthum eines vierjährigen Kindes, bald erscheinen sie weit kleiner,
bäumen- oder spannenlang. Sie haben einen König. Der bekannteste ist Alberich
(Oberon). In Ritzen, Spalten und Höhlen der Berge treiben sie ihr Wesen, sam¬
meln Schätze und schmieden köstliche Waffen; ihre Könige bauen sich prächtige
Gemächer unter der Erde auf. Menschen und Helden werden zuweilen in solche
wunderbare Berge gelockt, und entweder festgehalten oder auch reich beschenkt ent¬
lassen. Einen unwiderstehlichen Hang haben sie an Musik und Tanz. Man sieht
sie nachts im Mondenschein auf den Wiesen ihre Reigen führen und erkennt mor¬
gens ihre Spur im Thau. Oft verführen sie Jünglinge durch ihre zauberischen
Gesänge; folgen die ihrem Rufe, so ist's um sie geschehen. Die Lichtelfen meinen
es im ganzen gut mit den Menschen; sie leisten ihnen oft Beistand», so wie sie selbst
oft der Menschen Hülfe in Anspruch nehmen. Anders die Schwarzelfen. Sie
necken die Menschen und suchen ihnen zu schaden. Durch ihren Anhauch verursachen
sie Menschen und Thieren Krankheit oder Tod; ihr Schlag macht blödsinnig. Schon
ihr Blick hat eine bezaubernde Kraft. Sie haben das Vermögen, sich unsichtbar zu
machen. Kaum erscheinen sie, so sind sie unsern Augen wieder entrückt. Dies be¬
wirken sie durch einen Mantel oder eine Kappe, Nebelkappe, Tarnkappe genannt.
Tic Riesen sind in ihrer Ruhe gutmüthig und plump, aufgereizt aber wild,,
tückisch und heftig. Zur Wuth gebracht, schleudern sie Felsen, reiben Flammen aus
Steinen, reißen Bäume aus, und stampfen mit dem Fuß bis aus Knie in die Erde.
Wahrhaft riesenhaft sind folgende Züge: Der Gott Thor machte einst eine Reise.
Er kommt zu einem Gebäude, geht hinein und nimmt darin sein Nachtlager. Des
andern Morgens wird er von einem heftigen Rauschen aufgeweckt Zu feinem Er¬
staunen wird er gewahr, daß er in dem Däumling von dem Handschuh eines Riesen
übernachtet hat, und daß der Riese daneben unter einer Eiche schnarcht Thor schlägt
mit seinem Hammer auf des Schläfers Kopf. Dieser erwacht und fragt, ob ein
Blatt von dem Baum herabgefallen fei? Er schläft auf's neue ein und schnarcht,
daß es davon im Walde rauscht. Thor schlägt härter und tiefer auf den Riefen;
„fiel mir eine Eichel in's Gesicht?" ruft der Erwachende. — Noch jetzt redet das
Volk viel von diesen Riesen oder Hünen und spricht von Hünensäulen, Hünen¬
gräbern rc.
Hausgeister und Kobolde. Endlich noch müssen wir der Hausgeister oder
Kobolde gedenken. Unter einem Kobolde dachten sich unsere heidnischen Voreltern
einen diensamen fleißigen Geist, der seine Freude daran habe, den Knechten und
Mägden in der Hausarbeit beizuspringen und insgeheim einen Theil derselben zu
verrichten. Er striegelt die Pserbe, kämmt ihre Mähnen aus, giebt bem Vieh Futter,
zieht aus bem Brunnen Wasser, tränkt bas Vieh unb reinigt beit Stall. Den
Mägben macht er Feuer an, spült bie Schüsseln aus, spaltet unb trägt Holz, kehrt
unb fegt. Sein Dasein bringt Glück unb Gebeiheu ins Haus. Faules und fahr¬
lässiges Gesinde aber hat von ihm zu leiden; er zieht den Trägen die Decke vom
Bett ab und bläst ihnen das Licht aus. Die Poltergeister halten sich gern zu
einer Baude zusammen und stören den Hauseigenthümer durch nächtliches Poltern
und Pochen; sie werfen auf Vorübergehende Steine oder Ziegeln herab.
Das jenseitige Leben. Das Reich der Lebenden wird von dem der Todten
durch ein breites Wasser getrennt; auf einem Schiff wird die abgeschiedene Seele
hinübergefahren. Auch ein Todtenschuh, Fährgeld, die Waffen, oft auch gerödtete