Full text: Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen (Nr. 5)

— 54 — 
7. §ie HlairbriLLer in der Mark. Von den bayrischen Fürsten fiel Branden¬ 
burg an das luxemburgische Haus. Aus diesem kamen in dem Kurfürstentume Wen¬ 
zel und Sigismund zur Regierung. Letzterer war auch noch König von Ungarn und 
Tjatte femilßeif, sich um das kleine Brandenburg zu bekümmern. Da er oft in Geld¬ 
not war. so verpfändete er die Mark an seinen Vetter Jobst von Mähren. Dieser war 
nur darauf bedacht, sich in dem fremden Lande zu bereichern, und drückte die Unter¬ 
thanen mit harten Steuern. Auch ließ er sich alle Jahre nur einmal in der Mark se¬ 
hen, um das zusammengescharrte Geld in Empfang zu nehmen. Die Ritter aber ver¬ 
sagten ihm den Gehorsam; sie wollten nur dem Kaiser Unterthan sein. Um ihre Freund¬ 
schaft zu gewinnen, fetzte Jobst die beiden trotzigsten derselben, Dietrich und Hans von 
Quitzow, zu Statthaltern in der Mark ein. Jetzt hatten diese freies Spiel. Mit ihren 
Kriegslenten zogen sie von einer Stadt zur andern und plünderten überall, wo ihnen 
nicht jährliche Schutzgelder gezahlt wurden. Selbst Berlin gab ihnen Feste und 
Schmausereien. Der Bauer war weder seines Lebens noch seines Eigentums sicher. 
Nicht selten steckten ihm die Raubritter, wenn sie ihm alles genommen hatten, auch ; 
noch Haus und Hof in Brand. Einzelne derselben scheuten sich auch nicht, im Walde 
oder an der Landstraße dem Kaufmanne aufzulauern und ihm seine Waren zu rauben. 
36. Die Kohenzollern in der Mark. 
1. IriedricH VI. trnrb §tatt£aCter, 1412. Endlich kam dem zerrütteten Lande 
ein Helfer; das war der Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg, aus dem Hause der 
Hohenzollern. Dieser hatte dem Kaiser Sigismund zu der Kaiserkrone verhelfen und 
ihm stets treu zur Seite gestanden. Dafür ernannte ihn derselbe jetzt zum Statthalter 
der Mark und ließ ihm zugleich lOOOOO Goldgulden auf dieselbe verschreiben, da 
Friedrich bedeutende Ausgaben zur Einlösung verpfändeter Güter zu machen hatte. 
Brandenburg und viele andere Städte nahmen den Burggrafen willig auf; jedoch die 
Ritter des Havellandes, an ihrer Spitze Dietrich und Hans von Quitzow, verweigerten 
„dem Nürnberger Tand" den Eid der Treue und spotteten: „Wenn es auch ein ganzes 
Jahr Burggrafen regnet, so wollen wir doch unsre Schlösser behalten." Friedrich . 
aber zog mit einer Kanone, „faule Grete" genannt, vor ihre festen Schlösser und er¬ 
oberte eine Burg nach der andern. Dietrich von Quitzow entfloh, Hans aber wurde 
gefangen genommen; die andern Ritter baten demütig um Gnade. 
2. WeleHrrung. 1415 verlieh der Kaiser dem Burggrafen ans Dankbarkeit für ' 
seine ihm geleisteten Dienste die Mark Brandenburg mit der Kurfürstenwürde als erb¬ 
liches Eigentum. Friedrich VI. nannte sich von jetzt ab Friedrich I. Anfänglich behielt sich 
Sigismund für sein Haus noch das Recht vor, die Mark gegen Erstattung von 400 000 
Gvldgulden wieder einlösen zu dürfen, später jedoch verzichtete er darauf. 1417 fand 
auf dem Konzil zu Konstanz die feierliche Belehnung statt. So ist Friedrich der 
Stammvater der noch jetzt in Preußen herrschenden Hohenzollern geworden. 
3. Zm Kampfe gegen die Kusfilen. Als die wilden Scharen der Hussiten den 
Kaiser Sigismund nicht als König von Böhmen anerkennen wollten, rüstete der Kaiser 
ein Heer von 130 000 Mann und stellte es unter den Oberbefehl des Kurfürsten Friedrich 
von Brandenburg. Aber letzterer wurde bei Riesenberg in Böhmen geschlagen. Prokop 
d. Gr. drang nun verwüstend in die Mark Brandenburg ein und belagerte Bernau. Nach 
bangen Wochen kam endlich des Kurfürsten Sohn Friedrich mit einem Heere und schlug 
mit Hilfe der tapfern Bernauer die Hussiten in die Flucht. 1432. 
4. Zlriedrich II. (1440—1470), von feinen Zeitgenossen der „Eisenzahn" genannt, 
war ein Fürst von echter Frömmigkeit und ausgeprägter Friedensliebe. Einen bedeutenden 
Zuwachs verschaffte er seinem Lande durch die Wiedererwerbung der Neumark, und auch in der 
Lausitz wußte er seine Herrschaft auszudehnen, |0 daß die Mark unter ihm die alten Grenzen 
wie zur glücklichsten Zeit der Ballenstädter Markgrafen fast vollständig wieder erreichte. 
Große Ehre widerfuhr dem Kurfürsten dadurch, daß ihm die Polen ihre Königskrone an¬ 
trugen. Er lehnte dieselbe aber, „um dem rechtmäßigen Erben nicht zu Schaden zu han- I
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.