Full text: Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie

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Europa, 
Nordseehäfen und Süddeutschland zu erklären ist. Das Eisenbahn- 
netz ist dichter als in allen nördlichen und östlichen Provinzen. 
Regierungsbezirke (2) und Städte: 
a) Kassel: Kassel (106000 E.), in der ausgedehntesten Talgegend des 
hessischen Berglandes, an der schiffbaren Fulda und in der Kreuzung zahl- 
reicher Straßen des norddeutschen Berglandes, hat bedeutende Industrie in 
Maschinen, Metallwaren, Leder (Handschuhe) und Handel in Jndustrieerzeug- 
nissen, Fellen, Lein, Kolonialwaren und Landesprodukten. Eschwege, am 
Anfangspunkte der Werraschiffahrt, erzeugt Leder und Gewebe; Fulda 
(17 000 E.) am Anfangspunkte der Fuldaschiffahrt, Gewebe; die Universitäts- 
stadt Marburg (18000 E.) Töpferwaren („Marburger Geschirr"); Hanau 
(30 000 E.), am Main, Gold- und Silberwaren, Gußwaren, Lederartikel, 
Zigarren. 
b) Wiesbaden: Frankfurt (288 000 E.), am Main, in der Nordostecke 
der oberrheinischen Ebene, an den natürlichen Hauptverkehrsstraßen nach 
Bayern, Österreich, Sachsen und Thüringen (durch das Regnitz- und Main- 
tal!), sowie an der bequemsten Psorte in das nördliche Binnendeutschland und 
nach der Nordsee (durch die Wetterau), ist politisch und kommerziell seit dem 
Beginn der deutschen Geschichte eine überaus wichtige Stadt. Nicht nur zogen 
auf den angegebenen Straßen die deutschen Fürsten herbei, um hier ihren 
Kaiser zu wählen oder um über die Angelegenheiten des Reiches zu tagen 
(Kaiserkrönungsstadt bis 1795, Sitz des deutschen Bundestages bis 1866!), 
auch die Waren strömten hier in bedeutender Menge zusammen, um aus der 
altberühmten Messe ausgetauscht zu werden. Heute ein Hauptknotenpunkt 
des deutschen Eisenbahnnetzes, ist sein Handel wie seine Industrie noch im 
steten Steigen, und besonders das deutsche Geld-, Bank-, Wechsel-, Transit- 
und Speditionsgeschäft hat in der Stadt einen Hauptsitz. Bedeutend ist auch 
der Handel in Fellen, Häuten, Kohlen, Metallen, Wein. Die Industrie bezieht 
sich infolge des alten Reichtums der Frankfurter in erster Linie auf Luxus- 
artikel, daneben aber auch auf Maschinen, Chemikalien, Fleischwaren. Bauten, 
wie der Römer, der Saalhof, der Bahnhof, das Palmenhaus, das Senken- 
bergfche Museum und die Markthallen spiegeln die alte und neue Handels- 
blüte Frankfurts deutlich ab. Sachsenhausen, links vom Main, ist das 
eigentliche Fabrikviertel Frankfurts, das in großartigem Maßstabe Maschinen, 
Metallwaren, Chemikalien erzeugt; ähnlich Bockenheim (19 000 E.) sowie 
Höchst mit seinem großartigen Farbwerke. — Wiesbaden (86 000 E.), am 
Taunus, durch Salz- und Schwefelquellen (Kochbrunnen!) seit der Römerzeit 
einer der besuchtesten Badeorte, und bis 1866 Residenz der Herzöge von 
Nassau, treibt starken Mineralwasserhandel; ähnlich die anderen Taunusbäder: 
Homburg vor der Höhe, Niederselters, Schwalbach, Schlangen- 
bad, Soden und Ems; letzteres, im Lahntale, ebenso wie Weilburg, auch 
Bergbau. Am Südhange des Taunus liegen in der berühmtesten Weinbergs- 
gegend Deutschlands: Aßmannshausen, Rüdesheim, Geisenheim,
	        
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