VI. Aus dem Menschenleben.
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dann darfist; du gehn nach der Hallig. —
Doch sage mir, Jasper, was willst du dort?
Es ist ein öder, armseliger Ort,
die kleine, die einsame Hallig.“ —
3. „Ach, mein Kapitän, dort ist’s wohl gut,
und an keinem Ort wird mir so zu Mut,
so wohl als auf der Hallig;
doch mein Weib hat um mich manch traurige Nacht,
hab’ so lang’ nicht gesehn, wenn mein Kind mir gelacht,
und Hof und Haus auf der Hallig.“ —
4. „So höre denn, Jasper, was ich dir sag’:
Es ist gekommen ein böser Tag,
ein böser Tag für die Hallig;
eine Sturmflut war wie nie vorher,
und das Meer, das wildaufwogende Meer,
hoch ging es über die Hallig.
5. Doch sollst du nicht hin, vorbei ist die Not, —
dein Weib ist tot, und dein Kind ist tot,
ertrunken beid’ auf der Hallig;
auch die Schafe und Lämmer sind fortgespült,
auch dein Haus ist fort, deine Wurt zerwühlt:
was wolltest du thun auf der Hallig?“ —
6. „Ach Gott, Kapitän, ist das gescheh’n ?
Alles soll ich nicht wiedersehn,
was lieb mir war auf der Hallig? —
Und Ihr fragt mich noch, was ich dort will thun?
Will sterben und im Grabe ruhn
auf der Hallig, der lieben Hallig.“ — Hermann Allmers.
180. Heimkehr.
Seb’ ich dich wieder, mein Vaterhaus!
Die ganze Natur bricht in Jubel aus,
alle Büsche und Bäume klingen und blüh’n,
die schwellenden wiesen blitzen und glüb’n,
die Blumen duften, die Drossel schlägt,
als fühlten sie mit, was mein Berz bewegt!
2. Ich blicke dankend zum Bimmel empor;
bell jubelnd schmettert der Lerchen Chor,
und wie Wanderburschen lustig und frei
zieb’n oben die lichthellen Wölkchen vorbei,