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Römische Geschichte.
Thracien entlassen wollte, aber von den beutegierigen Sklaven in Italien
zu bleiben gezwungen war, im Süden der Halbinsel abzuschneiden und
entscheidend zu schlagen. Die gefangenen Sklaven, insgesamt 6000, wurden
an der via Appia ans Kreuz geschlagen. Einen Rest von F>000 Mann,
ber über die Alpen ziehet wollte, vernichtete der aus Spanien zurück¬
kehrende Pompejus mit leichter Mühe. Statt Crassus, dem in Wirk¬
lichkeit der Ruhm gebührt, die Gesahr abgeweudet zu haben, erntete das
Verdienst Pompejus.
§ 166. Die Beseitigung der iulltiniichen Verfassung. Pompejus
und Crassus, die in Spanien und Italien die Ruhe wiederhergestellt
hatten, lagerten mit ihren Heeren vor Rom, um für das Jahr 70 dein
Senate das Konsulat abzutrotzen. Als der Senat zauderte, traten sie
in Verbindung mit der Volkspartei und erlangten so das Konsulat (70).
Sie schafften die snllanischen Gesetze wieder ab: Die Tribunen
konnten fortan wieder Anträge stellen ohne Genehmigung des Senates, die
Geschworenengerichte wurden mit Senatoren und Rittern besetzt, die Censur
mit dem Recht der Ausstoßung unwürdiger Mitglieder ans dem Senat
wurde wiederhergestellt. Die alten Zustände kehrten zurück, und die ehr¬
geizigen Führer beherrschten, dank ihrer Heeresmacht und gestützt auf die
demokratische Partei, den Staat. Die Gunst des Volkes übertrug dem
Pompejus nun die Führung in dem Seeräuberkrieg und daun im Kampfe
gegen Mithradates, wodurch er neue Macht und neues Ansehen gewann.
§ 167. Der Seeräuberkrieg. Das Seeräuberunwesen im Mittel-
67‘ me er hatte bei den Wirren im römischen Staate und während des ersten
mithradatischen Krieges einen gewaltigen Umfang angenommen. Hauptsitze
der Seeräuber waren die Küsten von Dalmatien. Cilicien. Kreta und Maure¬
tanien. Sie plünderten Inseln und Küsten des mittelländischen Meeres,
raubten die Heiligtümer aus unb eroberten Hunderte von Städten, in
Spanien unterstützten sie Sertorius, in Italien Spartacus; sie nahmen
vornehme Männer, z. B. Cäsar, zur Erpressung eines hohen Lösegeldes
gefangen und fingen Getreidetransportschiffe ab, die für die Versorgung
Roms bestimmt waren.
Gegen diese Gefahr wählte das Volk auf den Antrag des Volks¬
tribunen Gabinins trotz des Widerstandes des Senates den Pompejus.
Er erhielt ein außerordentliches Kommando über das ganze Mittelmeer,
eine große Flotte, ein gewaltiges Heer und reichliche Geldmittel. In
40 Tagen gelang es ihm, in dem westlichen Becken des Mittelmeeres, und
in 49 Tagen, in dem östlichen das Räuberunwesen zu unterdrücken; die
Raubschiffe wurden verbrannt, die Burgen zerstört, während die gefange¬
nen Seeräuber au verschiedenen Punkten im Binnenlande sern von der
Küste angesiedelt wurden. Nach Beendigung dieses Feldzuges wurde auch
der Oberbefehl im dritten mithradatischen Kriege, der seit acht Jahren