Full text: Das Mittelalter (Bd. 2)

— 87 — 
der Mährenfürst Zwentibold. Dieser hatte in Pannonien 
zwischen der Morawa und Gran ein mächtiges Reich gestiftet 
und obwohl Arnulf ihm das erledigte Herzogtum Böhmen zum 
Lehen gegeben, so strebte er doch nach der Gründung einer 
grösseren unabhängigen Herrschaft. Arnulf rief gegen ihn die 
Ungarn (Magyaren) zu Hülfe, einen finnischen Stamm, welcher 
vom Ural in die Donaugegenden eingewandert war. Diese zwangen 
zwar den Zwentibold durch Verwüstung seines Landes, um Frieden 
zu bitten, und nahmen nach seinem Tode das ganze Land in 
Besitz, wurden aber dadurch gefährliche Nachbarn des Reiches. 
Auch in Italien, wohin ihn Berengar von Friaul gegen seinen 
Gegner Guido von Spoleto zu Hülfe rief, suchte Arnulf seine 
Lehnsoberhoheit geltend zu machen, konnte aber auf seinem 
ersten Zuge gegen Guido nichts ausrichten. Zum zweiten Male 
vom Papste gegen die spoletinische Partei zu Hülfe gerufen, zog 
er in Rom ein und gewann die Kaiserkrone (896). Seine Be¬ 
mühungen, seinem unechten Sohn Zwentibold, den er zum 
Herzog von Lothringen ernannt hatte, die Nachfolge zu sichern, 
scheiterten an dem Widerstande der Grossen. Sie wählten nament¬ 
lich auf Betreiben der Geistlichkeit, welche die kirchliche und 
Reichs-Einheit zu erhalten strebte, seinen erst 6 Jahre alten Sohn 
2. Ludwig das Kind, 899—911, für den der Erzbischof 
Hatto von Mainz und der Herzog Otto der Erlauchte von 
Sachsen die Regierung führten. Das königliche Ansehen sank 
natürlich unter der Herrschaft eines Kindes; in Baiern und 
Schwaben erhoben sich wieder Herzoge, und Franken wurde 
durch langwierige Fehden verheert. Auch die Ungarn machten 
wiederholt räuberische Einfälle und schlugen das Heer des Königs 
an der Enns. 
Konrad der Franke oder der Salier, 911—918. 
§ 41. Beim Tode Ludwigs wählten Franken und Sachsen, 
die bedeutendsten deutschen Stämme, da Herzog Otto von Sachsen 
die Wahl ablehnte, zu Forchheim (K. Baiern, Oberfranken) den 
Herzog (Grafen) Konrad von Ostfranken, welcher mütterlicher 
Seits mit den Karolingern verwandt war, zum Könige. Sein 
Hauptbestreben ging dahin, in Verbindung mit der hohen Geist¬ 
lichkeit die Macht der aufkommenden Herzoge zu brechen und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.