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der Mährenfürst Zwentibold. Dieser hatte in Pannonien
zwischen der Morawa und Gran ein mächtiges Reich gestiftet
und obwohl Arnulf ihm das erledigte Herzogtum Böhmen zum
Lehen gegeben, so strebte er doch nach der Gründung einer
grösseren unabhängigen Herrschaft. Arnulf rief gegen ihn die
Ungarn (Magyaren) zu Hülfe, einen finnischen Stamm, welcher
vom Ural in die Donaugegenden eingewandert war. Diese zwangen
zwar den Zwentibold durch Verwüstung seines Landes, um Frieden
zu bitten, und nahmen nach seinem Tode das ganze Land in
Besitz, wurden aber dadurch gefährliche Nachbarn des Reiches.
Auch in Italien, wohin ihn Berengar von Friaul gegen seinen
Gegner Guido von Spoleto zu Hülfe rief, suchte Arnulf seine
Lehnsoberhoheit geltend zu machen, konnte aber auf seinem
ersten Zuge gegen Guido nichts ausrichten. Zum zweiten Male
vom Papste gegen die spoletinische Partei zu Hülfe gerufen, zog
er in Rom ein und gewann die Kaiserkrone (896). Seine Be¬
mühungen, seinem unechten Sohn Zwentibold, den er zum
Herzog von Lothringen ernannt hatte, die Nachfolge zu sichern,
scheiterten an dem Widerstande der Grossen. Sie wählten nament¬
lich auf Betreiben der Geistlichkeit, welche die kirchliche und
Reichs-Einheit zu erhalten strebte, seinen erst 6 Jahre alten Sohn
2. Ludwig das Kind, 899—911, für den der Erzbischof
Hatto von Mainz und der Herzog Otto der Erlauchte von
Sachsen die Regierung führten. Das königliche Ansehen sank
natürlich unter der Herrschaft eines Kindes; in Baiern und
Schwaben erhoben sich wieder Herzoge, und Franken wurde
durch langwierige Fehden verheert. Auch die Ungarn machten
wiederholt räuberische Einfälle und schlugen das Heer des Königs
an der Enns.
Konrad der Franke oder der Salier, 911—918.
§ 41. Beim Tode Ludwigs wählten Franken und Sachsen,
die bedeutendsten deutschen Stämme, da Herzog Otto von Sachsen
die Wahl ablehnte, zu Forchheim (K. Baiern, Oberfranken) den
Herzog (Grafen) Konrad von Ostfranken, welcher mütterlicher
Seits mit den Karolingern verwandt war, zum Könige. Sein
Hauptbestreben ging dahin, in Verbindung mit der hohen Geist¬
lichkeit die Macht der aufkommenden Herzoge zu brechen und