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Mitgliedern beschränkt waren. Der Einfluss der Priesterschaft,
besonders des Oberpriesters des Melkarth, war sehr bedeutend^
doch scheinen die Priester keine besondere Kaste gebildet zu
haben. Zur Wahrnehmung der gemeinsamen Angelegenheiten
sandten seit der persischen Herrschaft über Phönizien die. drei
bedeutendsten Städte Sidon, Tyrus und Aradus Abgeord¬
nete zu einem Bundestage nach Tripolis, wie die Griechen
diese aus drei befestigten Plätzen bestehende Stadt nannten.
Im Allgemeinen bildete Phönizien keine bedeutende politische
Macht. Die gegenseitige Eifersucht und Gewinnsucht der in
den einzelnen Städten herrschenden Aristokratie liess keine
einheitlichen Bestrebungen gedeihen. Den aus Söldnern und
den Mannschaften abhängiger Städte gebildeten Heeren gebrach
es an Vaterlandsliebe, und nie hat das, üppige Handelsvolk sich
der Fremdherrschaft zu erwehren gesucht.
Die Assyrier und Babylonier.*)
Das Land am Euphrat und Tigris.
§. 20. Die Doppelströme Euphrat und Tigris ent¬
springen in je zwei Quellen auf dem armenischen Gebirge. Der
Euphrat nimmt anfangs eine westliche Richtung, durchbricht
*) Quellen, a. Einheimische: Berösus, wahrscheinlich zur
Zeit Alexanders d. Gr. aus einem priesterlichen Geschlechte geboren,
schrieb 3 Bücher babylonischer Geschichten in griechischer Sprache, bei
deren Abfassung er die heiligen Schriften der Babylonier benutzte. Sein
Buch ist uns nur in Bruchstücken bei Josephus, Eusebius u. a. er¬
halten. — b. Hebräische: Aus dem A. T. namentlich die Bücher der
Propheten. — c. Griechische: 1. Herodotus, geboren c.490 zu Hali¬
carnassus, behandelt in seinem bekannten Geschichtswerke (I, 178—199)
die assyrische Geschichte. Er war selbst in Babylon und berichtet als
Augenzeuge über die Stadt und das Land. Auch hatte er die Absicht,
eine assyrische Geschichte zu schreiben, welche aber nicht vollendet zu
sein scheint, oder wenigstens nicht erhalten ist. 2. Ctesias, ein Askle-
piade aus Cnidus, welcher 17 Jahre Arzt am Hofe des persischen Königs
Artaxerxes II. Mnemon (405—362) war, schrieb mit Benutzung des per¬
sischen Staatsarchivs 23 Bücher persischer Geschichten. Sein Werk ist
uns in Bruchstücken bei Diodorus, Trogus Pompejus und Pho-
t i u s erhalten. Seine Angaben stimmen in vielen wichtigen Punkten mit