Full text: Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart (2)

4 
Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation. 
Geld abgekauft, daß durch Geld sogar die Seelen Verstorbener aus 
dem Fegefeuer erlöst werden könnten. 
Gegen diesen Mißbrauch des Ablasses schlug daher Dr. 
Martin Luther am 31. Oktober 1517 95 Thesen (--Sätze) an die 
Thüre der Schloßkirche zu Wittenberg und lud nach Universitätsgebrauch 
jedermann ein, mit ihm darüber zu disputieren, damit die Wahrheit 
an den Tag käme. Die Thesen bilden den Ausgangspunkt der 
Reformation. Sie erregten das größte Aufsehen, verbreiteten sich 
mit unerhörter Schnelligkeit und bewirkten, daß die Ablaßkrämer keinen 
Zulauf mehr hatten. 
Infolgedessen lud der Papst Luther zur Verantwortung nach Rom. 
Indessen bewirkte Friedrich der Weise, aus den der Papst wegen der 
bevorstehenden Kaiserwahl Rücksicht nehmen mußte, daß Luther sich zu 
Augsburg vor dem päpstlichen Legaten, dem Kardinal Cajetanus, 
i5is verantworten bürste. Ohne sich auf eine Widerlegung der Thesen durch 
die Bibel einzulassen, forderte Eajetan unbedingten Widerruf. Luther 
verweigerte ihn, so lange er nicht widerlegt sei und flüchtete aus Augs- 
i5i9 bürg, weil er nicht ohne Grund für sein Leben fürchtete. Nun suchte 
ihn zu Altenburg der päpstliche Gesandte Karl von Miltitz durch 
freundliche Worte zum Widerruf zu bewegen. Luther versprach in der 
That zu schweigen, wenn auch seine Gegner schwiegen. Da forderte 
der Professor Dr. Johann Eck aus Ingolstadt den Wittenberger Archi- 
diakonus Dr. Andreas Karlstadt zu einer Disputation heraus und griff 
in mehreren seiner Streitsätze Luther selbst an. Dadurch war dieser 
von seinem Altenburger Versprechen entbunden und eilte mit Karlstadt 
1519 nach Leipzig, wo Eck mit ihnen im Jahre 1519 disputierte. Klüglich 
bemühte sich Eck, Luther dahin zu bringen, daß er den allgemein an¬ 
erkannten höchsten Gewährsmännern der katholischen Kirche den Gehor¬ 
sam weigerte. Hierbei traten Luther die Schäden des Papsttums 
immer klarer hervor: er erkannte, daß das ganze römische Papsttum 
nicht auf göttlichem Rechte beruhe, daß auch Konzilien irren könnten 
und daß eins geirrt habe: das Konzil zu Konstanz, denn es habe 
einige Sätze des Hus verurteilt, die der heiligen Schrift gemäß seien. 
Mir den Angriffen auf das Papsttum und dem Zweifel an 
der Unfehlbarkeit der Konzilien war das ganze Lehrgebäude 
der Kirche erschüttert. 
Während Eck nach Rom eilte, um die Bannbulle gegen Luther 
zu erwirken, donnerte dieser gegen die Mißbräuche und Irrlehren der 
römischen Kirche in folgenden drei Schriften: 1) An kaiserliche Maje¬ 
stät und christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Stan¬ 
des Besserung, worin er die Aufrichtung einer deutschen 
Nationalkirche forderte; 2) von der babylonischen Gefangen¬ 
schaft der Kirche, worin er die Lehre von den 7 Sakramenten be¬ 
kämpfte und 3) von der Freiheit eines Christenmenschen, die in 
milderer Form seine Lehre zusammenfaßte. Der Papst verdammte im
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.